YPS-Jin: Jeder Stein für die Barrikaden, ist ein Stein für Freiheit

YPS-Jin Nisêbînê

YPS-Jin Nisêbînê | Foto: JINHA

MÊRDÎN – Das Motto „Ein Stein für die Barrikaden, ein Stein für ein freies Leben“ halt durch die belagerte Stadt Nisêbîn (türk. Nusaybin), in der Frauen die Verteidigungseinheiten YPS-Jin (Yekîneyên Parastina Sivîl-Jin – Zivile Frauenverteidigungseinheiten) gegründet haben, sie sagen, die Organisierung der Frauen ist notwendig.

Der türkische Staat hat bisher sechsmal 24-stündige Ausgangssperren über die Stadt Nisêbîn in der Provinz Mêrdîn (türk. Mardin) verhängt. 23 Menschen starben bisher während der Belagerung Nisêbîns, aber der Widerstand ist ungebrochen. Nachdem die Bevölkerung in Angesicht der Angriffe die Zivilverteidigungseinheiten (YPS – Yekîneyên Parastina Sivîl) gründete, haben nun Frauen die ihre eigenen, autarken Einheiten gegründet, die YPS-Jin.

Die Barrikaden erstrecken sich über fünf Stadtteile. Die Einwohner_innen gehen von Tür zu Tür und rufen: „Zu den Barrikaden“, diese werden nachts errichtet und immer weiter verstärkt, während andere Einwohner_innen Nachtwachen organisieren. Frauen der YPS-Jin erklärten warum sie sich entschieden haben den Selbstverteidigungseinheiten beizutreten.

Hêvî war Studentin, als die Auseinandersetzungen in der Region eskalierten.

„Ich saß im Hörsaal der Universität und jede Minute kamen neue Nachrichten, darüber das Kinder ermordet wurden. Ich konnte nicht länger ruhig bleiben. Daher habe ich mich entschlossen der YPS beizutreten.“, so Hêvî. „Während ich im Hörsaal saß, wurde jede Minute ein weiteres Leben in meiner Heimat umgebracht. In einem Land, in dem unschuldige Menschen getötet werden, nur weil sie Kurd_innen sind, hilft mir auch meine wirtschaftliche Zukunft nicht weiter“. Hêvî sagte, dass ihr klar wurde, dass sich Gedanken zur persönlichen Zukunft in solch einer Situation zu machen, egoistisch wäre und kehrte daher in ihre Heimatstadt Nisêbîn zurück.

Als die Barrikaden in ihrem Viertel errichtet wurden, fand sich Ronahî in der YPS-Jin wieder.

„Alles passierte sehr plötzlich, so ist es im Krieg.“, erklärte Ronahî. „Es geschah von heute auf morgen, als die Friedensverhandlungen vom türkischen Staat beendet wurden. Niemand von uns wollte das. Auch ich wollte es nicht, aber ich stelle mich gegen die Zwangsherrschaft, die mich mit Bomben und Gewehren töten will. Den Menschen wurde bewusst, dass nun die Zeit gekommen ist die Waffen zu erheben“.

„So plötzlich wie der Krieg in unserer Heimat war, so spontan trat ich der YPS-Jin bei.“, sagte Ronahî.

YPS-Jin Kämpferin Dilgeş erklärte, warum Frauen, die sich der YPS angeschlossen haben, eine eigene Struktur gegründet haben.

„Einerseits führen wir einen bewaffneten Kampf, andererseits führen wir Frauen auch einen Kampf gegen die patriarchale Gesellschaft.“, so Dilgeş. „Als Frauen versuchen wir überall präsent zu sein. Gäbe es also nur die YPS, wäre es ein unzureichendes Bild“.

„Abdullah Öcalan sagt, dass ‚eine Gesellschaft erst frei ist, wenn die Frauen frei sind‘.“, zitierte Dilgeş den inhaftierten Vorsitzenden der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK – Partiya Karkerên Kurdistanê). „Aus diesem Grund ist es für uns selbstverständlich, dass wir uns als YPS-Jin organisieren“.

„Alle müssen Barrikaden in ihren Heimatstädten errichten, da jeder Stein für die Barrikade uns einem freien Leben näher bringt.“, so Dilgeş abschließend.

JINHA, 15.01.2016, ISKU

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