Newroz 2016 – Aufruf zum Frieden

Amed - Newroz 2016Im Folgenden die Rede von Sırrı Süreyya Önder (Abgeordneter der Partei der Demokratischen Völker HDP für und Sprecher der Imrali-Delegation), die er bei der Newrozkundgebung in Amed (Diyarbakir) gehalten hat und die auch ein Aufruf zum Frieden ist.

„Eure tiefe Verbundenheit mit der Ehre ist wertvoller als alles, ich gratuliere euch zum Newrozfest. Wir empfinden Ehre mit Amed, Sûr, Cizîr, mit Şirnex, sie sind unser Stolz. Seit 4 Jahren verlese ich euch hier die Botschaften des wehrten Herrn Öcalans. 3 Jahre haben wir vom Frieden des Newroz gelesen. Der wehrte Herr Öcalan hat 4 Jahre lang den Wert des Friedens betont und vor der Gefahr des Krieges gewarnt. Ich hatte die Ehre, diese verlesen zu dürfen. Als ich die Friedensbotschaft zu Newroz hier auf dieser Plattform verlass, war es ein Newoz, das von 40 TV-Kanälen live übertragen wurde. Jetzt begehen wir das Newroz des Widerstands, außer unseren Freunden und den unabhängigen Medien ist sonst niemand da.

So mancher wurde Geisel von Spezalkriegsmethoden, der Angst, des Druckes. Hier sind wir zusammen mit unseren Freunden, aber als der Kampf begann, war das auch nicht anders. Unsere Freunde sollen uns genug sein. In den Tagen, in denen Mazlum Doğan die Zündschnur des Kampfes mit 3 Streichhölzern entflammte, waren es keine 200, heute sind wir Millionen. Den Medien, die morgens um 9.00 Uhr den Platz filmen und auch so weiter tragen, denen sage ich, seht, das ist der Platz des Newroz, so lange dort auch nur ein Mensch ist, so lange wird die Fackel des Widerstand nicht erlöschen.

Jene die von den Gegebenheiten dieser Region nichts verstehen versuchen uns ohne Unterlass unter Druck zu setzen. Verurteilt diesen, kritisiert jenen sagen sie. Wenn sie diese Mütter hier kennen würden, würden sie wissen, dass diese einen Teil ihrer Kinder in die Berge, einen Teil auf den Friedhof, einen Teil ins Parlament gesandt haben.  Im Namen von Tahir Elçi geben wir euch allen unser Wort. Wir bringen euch den Frieden.  Jene, die in jungen Jahren getötet und zu Grabe getragen wurden, haben das nicht umsonst getan, es ihr Vermächtnis an uns, dass wir diesem Boden ein Leben in Frieden, Freiheit und Gleichheit bringen.

Zwischen uns und dem wehrten Herrn Öcalan mögen Berge und Meere liegen. 3 Jahre haben wir um des Friedens willen zusammen gearbeitet, alles was geschrieben, gesagt, diskutiert wurde für eine bessere Welt und ein besseres Land, beschäftigt uns trotz des faschistischen Regimes auch heute noch. Wahrscheinlich hätte er folgendes gesagt: Ach ihr Dummköpfe, habe ich euch gegenüber nicht vom „Geist von Ashme“ gesprochen, ich sagte, lasst uns die Region zu unserem gemeinsamen Haus machen. Ich sagte es meinen Weggefährten, sie haben euch geholfen, deshalb wünschte ich mir, es wäre ein Funken für den Frieden den ihr gebracht hättet nach Sûr, nach Nisêbîn, nach Cizîr.

Der werte Herr Öcalan würde seine Worte mit „Ach ihr Dummköpfe“ beginnen und würde dann hinzu fügen, was glaubt ihr, wie weit ihr mit diesem Verstand  kommen werdet. Der Ministerpräsident ist für die öffentliche Ordnung entbrannt. Der werte Herr Öcalan würde, wie es sich für einen Menschen des Wissens geziemt, antworten, die öffentliche Ordnung lässt sich nicht mit Polizeimethoden herstellen. Kommt lasst sie uns herstellen.

Er sagt, das was man als eine ganzheitliche Verhandlungsordnung bezeichnet, könnte es schaffen. Was Öcalan auch sagt, sie verstanden das Gegenteil bzw. betrachteten es banal und machten das Gegenteil. Der wehrte Herr Öcalan würde Davutoğlu bitter anlächeln und sagen, er kann das Haus der Kurden nicht betreten, das Haus der Türken kann er aber auch nicht verlassen; da nimm sie deine öffentliche Ordnung. Seht, das ist eure öffentliche Sicherheit, wo hat sie das Land nur hingebracht. Dabei waren wir dem Frieden doch so nah.

Wenn wir unsere Arme ausgesteckt hätten, hätte man sie greifen können, so nah war sie.  Auch heute sind wir nicht weit entfernt, dieses Blut, das fließt, der Tod wird uns nicht abschrecken. Mit Gefängnis und Verbannung können sie uns nicht abschrecken. Wenn ihr Hasenfüße sucht, dann seht in den Spiegel. Wenn ein Antrag auf Aufhebung der Immunität eintraf, dann wart ihr diejenigen, die sagten, wir vertrauen den Gerichten, die Himmel und Erde überragen, nicht. Den Gerichten, den ihr nicht vertraut sollen etwa wir vertrauen, da könnt ihr lange warten.

Der Friede ist nicht in weiter Ferne. Jene, die auf diesem Boden die Macht an sich gerissen haben, haben nicht die Gewohnheit aus der Weisheit zu lernen, sie  lernen nur aus Katastrophen. Die Methoden, mit der wir unser Land und unsere Region in ein Paradies auf Erden wandeln, ist klar, sie sind: eine politische Lösung und Verhandlungen. Von hier aus, als Delegation nach Imrali, möchte ich dem werten Herrn Präsidenten gegenüber einen Aufruf machen. Lassen Sie das Gerede mal beiseite.

So wie wir, so kennen auch Sie die Realität der Region. Dass das so nicht immer so andauern kann, muss Ihnen klar sein. Die demokratische Geduld der Bevölkerung der Region ist noch nicht völlig verpufft. Sie sind der Präsident, bevor Sie auf diesen Boden heimlich wie ein Dieb kommen und gehen, öffnen sie den Weg nach imrali, was mit Ihnen noch zu reden ist, lassen sie es uns dort beginnen und das Antlitz unseres Landes innerhalb einer Woche verändern.

Ich sorge dafür, dass unsere Landsleute Reisefreiheit zugestanden bekommen, sagst du die Hand an der Klinke, aber die Menschen in diesem Ihrem Land können nicht einmal spazieren gehen, ja schämen Sie sich denn überhaupt nicht? Mit allen unseren Menschen und all unseren Institutionen richten wir einen äußerst wichtigen Aufruf an Sie. Allen Müttern sage ich hier zu. Wenn in diesem Land mit dieser Ernsthaftigkeit vorgegangen wird, ist es die Arbeit von einer Woche zu einer Waffenruhe zu kommen. Wenn dem nicht so sein sollte, dann erhängt mich auf dem Marktplatz von Amed, wer dann weinen sollte ist eine Schuft.

Aus den Erkenntnissen heraus, die wir aus den Besprechungen mit dem werten Herrn Öcalan getätigt haben, wegen der Beunruhigung der Mütter, kommt, lasst uns uns nicht noch mehr beschmutzen. Jenen zwischen 7 und 70, die sich nicht der Unterdrückung beugen, die einen Nachruf ablehnen, all diesen meinen Geschwistern gebe ich dieses Wort und begrüße euch alle mit Respekt, Liebe und Dankbarkeit. An serkeftin an serkeftin. Newroz piroz be…”

Basnews, 21.03.2016, ISKU

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