Bakur/Nordkurdistan – Das Dorf Vezirava gehört zum Kreis Gever (Yüksekova) und ist Teil der Provinz Colemêrg (Hakkari). Es liegt in der Nähe von Oremar (Dağlıca). Am Eingang des Dorfes wurde am 29. März ein ziviler PKW von türkischen Sicherheitskräften aus einem weißen Ranger und einem weiteren gepanzerten Fahrzeug heraus beschossen. Die beiden Insassen des PKW werden bei dem Beschuss schwer verletzt, so schwer, dass sie nicht mehr bei Bewusstsein sind. Anschließend sollen sie ins staatliche Krankenhaus von Gever gebracht worden sein. Ob das tatsächlich der Realität entspricht, darüber gibt es keine Nachrichten.
Das Dorf wird umstellt, alle Straßen und Zufahrtswege gesperrt, Panzer um das Dorf positioniert. Hunderte Spezialeinsatzkräfte von Polizei und Jandarma werden aus Hubschraubern abgesetzt. Aus gepanzerten Fahrzeugen heraus und von der örtlichen Moschee wird die Bevölkerung dazu aufgerufen, das Dorf zu verlassen. Es heißt: „Verlasst sofort das Dorf, ansonsten verbrennen wir euer Dorf und euch gleich mit“. Das ist deutlich. Nach den Durchsagen wird jeweils einer aus jedem Haus auf dem Dorfplatz gesammelt, alle weiteren zum Haus gehörenden Personen werden aus dem Dorf getrieben. Hunderte Menschen müssen sich durchsuchen lassen und müssen von einer Sekunde auf die andere Haus und Dorf verlassen.
Schafschützen werden positioniert. Das Dorf anschließend mit Hunden durchsucht. Von der Familie Han werden 13 Personen verhaftet. Man sagt ihnen: „Wenn ihr uns keine Informationen liefert, müsst ihr für immer hier bleiben.“ Einen Tag später wird abends um 20.00 Uhr die Ausgangssperre über das Dorf Vezirava und über die Ansiedlung Çimenli verhängt. Der Gouverneur von Colemêrg hat sie verfügt. Als Grund wird benannt, 2 Personen seien entkommen. Es ist jetzt verboten, das Dorf zu betreten. Es ist aber auch verboten das Dorf zu verlassen. Wie lange das weiß niemand …
ANF, 30.03.2016, ISKU