Gever: Zentrum steht 24 Stunden am Tag unter Beschuss

Gever: Zentrum steht 24 Stunden am Tag unter Beschuss

Gever: Zentrum steht 24 Stunden am Tag unter Beschuss | Foto: DIHA

Bakur/Nordkurdistan – Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz riefen die Kreisorganisationen der Demokratischen Partei der Völker HDP und der Partei der Demokratischen Regionen DBP dazu auf, sich für Gever (Yüksekova) eizusetzen. Am 13. März 2016 wurde über Gever die Ausgangssperre verhängt. Gever ist jetzt seit 26 Tagen unter Ausgangssperre. Mit Verhängung der Ausganssperre begann auch die Militäroperation. Das bedeutet 26 Tage „Zerstörung, Vertreibung und Tod“, wie es Fikret Turgut Kreisvorsitzender der HDP von Gever, auf den Punkt bringt. Er berichtet, dass das Zentrum der Stadt 24 Stunden am Tag mit Granaten beschossen wird. Es liegen Leichname auf der Straße von denen es heißt, dass sie bei Gefechten getötet worden seien. Tiere machen sich an ihnen zu schaffen.

Obwohl man weiß, dass noch viele Bewohner in der Stadt verblieben sind, werden die Häuser beschossen. Viele Häuser werden abgerissen, obwohl es dort nicht eine Barrikade oder Gefecht gegeben hat. Fikret Turgut weist in seiner Erklärung auch auf die Folgen für die nahe gelegenen Dörfer hin und berichtet: „Obwohl offiziell nur im Zentrum der Stadt die Ausgangssperre verhängt wurde, gilt sie de facto auch für die zu Gever gehörenden Dörfer. Die Menschen in den Dörfern können kein Krankenhaus aufsuchen. Es wird ihnen nicht erlaubt, ihre Felder zu bewirtschaften.“ Es gibt sehr ernste Vorwürfe. Wir rufen alle NGOs, politische Parteien, die Konsulate, Anwaltskammern, Menschenrechtsorganisationen dazu auf nach Gever zu kommen und die Situation zu untersuchen.

Unterdessen haben sich die Friedensmütter auf den Weg nach Gever gemacht. Sie waren von Wan aus aufgebrochen, dann nach Elbak (Başkale) gefahren, von wo aus sie zu Fuß weiter marschieren, um nach Gever vorzudringen. Die Nacht haben die Friedensmütter im Dorf Samandöken verbracht. Die Friedensmütter erklärten, dass sie alle Kinder Kurdistans als ihre Kinder betrachten würden und sagen: „Die Kugel, die mein Kind trifft, soll lieber mich treffen.“ Sie sagen auch: „Es gibt kein Alter in dem man nicht etwas tun kann.“ Unter den Friedensmüttern ist auch die 67-jährige Xemê Akdoğan. Während sie ihren Spazierstock schwingt erzählt sie, dass eins ihrer Kinder und 13 Enkel sich der PKK angeschlossen haben. Sie sagt: „Ich bin für alle Kinder Kurdistans hier. So lange Öcalan nicht frei ist bleibe ich nicht zu Hause sitzen. So lange Kurdistan nicht frei ist, werde ich kämpfen.“ Auch die 54-jährige Leyla Duman hat ein Kind bei der PKK. Es ist dort gefallen. Sie sagt: „Wir marschieren heute für Gever. Wir marschieren damit das Sterben beendet wird, für Frieden und Gleichheit. Es sollen weder die Mütter der Guerilla noch die Mütter der Soldaten mehr weinen müssen. Es soll kein Blut mehr vergossen werden. Dafür werde ich bis zu meinem letzten Tropfen Blut marschieren.“ Sie erklärte, dass sie sich der Unterdrückung durch den Staat nicht gebeugt haben und auch nicht beugen werden. „Wir werden weiter Widerstand leisten“, und rief die die Mütter der Polizisten und Soldaten auf, „Dankt nicht mehr dem Vaterland, verflucht den Krieg.“

BestaNûçe, ANF, 06./07.04.2016, ISKU

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