Nahide aus Cizîr

Nahide aus Cizîr

Nahide aus Cizîr

Bakur/Nordkurdistan – Im Gebiet Botan wird es nur durch Widerstand zum Frieden kommen, erklärt Nahide, eine Frau aus der Stadt Cizîr (türk. Cizre). „Wir werden niemals zurückweichen, selbst wenn sie unsere Häuser zerstören und verbrennen. Die Kinder, die in den neunziger Jahren lebten, sind groß geworden. Wir sind groß geworden. Wir sind selbstbewusst und wir sind uns über alles im Klaren. Seit sicher, dass die Kinder, die in dieser Periode leben, noch wütender sein werden, sie werden mit einem starken Willen aufwachsen,“ sagt Nahide.

Die Kinder, die in den neunziger Jahren gelebt haben und Zeugen der staatlichen Greueltaten wurden, wandelten Cizîr in ein Gebiet des Widerstandes um. Die Menschen aus Cizîr denken an ihre widerständigen Kinder und nicht an ihre zerstörten Häuser, nachdem der Widerstand seit 79 Tagen andauert. Wir fragten Nahide, die vor ihrem Haus sitzt, wer seit 79 Tagen Widerstand leistet. „Sie waren Kinder, die die Hemden des Widerstands trugen, um ihre Väter, Freunde und Verwandte, die in den neunziger Jahren getötet wurden, zu rächen. Sie müssen wissen, dass auch die Kinder des Jahres 2016 erwachsen werden.“

Dann erzählte Nahide ihre Geschichte. „In den neunziger Jahren war ich ein Kind. Ich erinnere mich jedoch daran, das staatliche Kräfte eine Durchsuchung in unserem Haus durchführten. Wir waren beim Essen. Sie zwangen meinen Vater, vom Tisch aufzustehen, und brachten ihn raus, während sie ihn vor meinen Augen schlugen. In dieser Zeit konnten die Menschen nichts dagegen sagen. Jetzt sind wir erwachsen und sind uns über alles bewusst. Kann ich weiter über diese Mentalität, welche meinen Vater und Mutter vor mir folterten, schweigen? Ich kann die Polizisten und Soldaten, die meine Familie draussen unter der Sonne verharren ließen, nicht mögen. Die Wut darüber in mir stieg von Tag zu Tag.

Der Staat denkt, dass sie es durch zerstören und verbrennen lösen können. Jede Regierung versuchte, uns durch das Töten zu vernichten. Jedoch konnten sie es nicht. Vielmehr erschienen noch aggressivere und unnachgiebigere Menschen. Als ich ein Kind war, träumte ich davon, diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die meinen Vater und meine Mutter folterten. Die neue Generation wächst mit den gleichen Träumen wie wir damals auf. Je mehr Frieden wir wollen, umso mehr tötet uns der Staat. Wir wollen keinen Frieden mehr. Wir können keine Brüder und Schwestern sein von denjenigen, die uns töten.“

JINHA, 11.04.16, ISKU

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