Bevölkerung von Nisêbîn seit 31 Tagen im Widerstand

NisêbînBakur/Nordkurdistan – In Nisêbîn (türk.: Nusaybin) in der Provinz Mêrdîn (türk.: Mardin) wurde am 13. März die Ausgangssperre verhängt. Es ist die 8. über Nisêbîn verhängte Ausgangssperre im letzten halben Jahr. Mit Verhängung der Ausgangssperre begann die Militäroperation.

Aber es begann auch der Widerstand. Seit dem sind Gefechte tägliches Geschehen in Nisêbîn. Vor allem in den Stadtteilen Abdulkadirpaşa, Zeynelabidin, Kışla, Fırat, Dicle und Yenişehir konzentriert sich der Widerstand. Nachdem Militär und Sondereinheiten von Jandarma und Polizei herbe Verluste gegen die Zivilen Verteidigungseinheiten YPS und die Zivilen Frauenverteidigungseinheiten YPS-JIN einstecken mussten wurde der Gouverneur von Mêrdîn dafür verantwortlich gemacht. Er wurde zwar nicht gleich abgesetzt, jedoch wurden ihm am 9. April wichtige Befugnisse genommen und dem Militär unterstellt. Das war in der Türkei immerhin ein so einschneidendes Ereignis, dass in der Boulevardpresse Stimmen laut wurden, die von einem „Militärputsch“ sprachen. Auch der türkische Staatspräsident schaltete sich ein und gab Anweisung, wie mit dem Widerstand leistenden Nisêbîn zu verfahren sei. So schlug er vor, dass wenn es notwendig sei einfach alles aus der Ferne zu bombardieren und zerstören.

Devlet Bahçeli, Chef der MHP, wollte da nicht zurückstehen und forderte: „Lasst in Nisêbîn keinen Stein auf dem anderen, unterwerft sie alle.“ Das blieb nicht ohne Wirkung. Das türkische Militär hat seine Angriffe forciert. Der Beschuss von Nisêbîn dauert ohne Unterbrechung an. Die Zerstörung ist groß. Viele Gebäude sind aus der Ferne mit Artilleriebeschuss zerstört worden. Die Vertreibung der in der Stadt verbliebenen Bevölkerung wird vorangetrieben.

Doch die Bevölkerung leistet weiter Widerstand. Sie alle kennen Vertreibung und Unterdrückung und wollen nicht noch einmal alles verlassen müssen. Sei bleiben in ihrer Stadt, sie gehen nicht weg. Wohin sollten sie auch gehen? Sieht es doch in den Nachbarorten nicht anders aus. In Şirnex (türk.: Şırnex) und und Yüksekova (türk.: Gever) ist die Situation gleich. Auch dort herrscht Ausgangssperre was Militäroperationen bedeutet seit fast einem Monat. In Silopî wurde sie vor einigen Tagen erneut verhängt. In Hezex (türk.: Idil) ist sie gerade erst aufgehoben. Die Stadt trägt starke Spuren. Cizîr, Sûr, Bağlar, Farqîn sind Synonym der Politik des türkischen Staates, seiner Massaker, seines Willens, das kurdische Volk mit seinem Widerstand auszulöschen. Aber der dauert an. So wie auch der Vernichtungskrieg der AKP gegen das kurdische Volk andauert. Wir leben in einer modernen Zeit. Heute sind die Menschen informiert darüber was um sie herum passiert. Ihr Widerstand wird andauern und mit ihrem Widerstand auch der Widerstand von YPS und YPS-JIN.

ANF, 13.04.2016, ISKU

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