Dreifacher politscher Mord mitten in Europa
„VERSCHIEBUNG DES PROZESSES AUFGRUNG EURER MITSCHULD“
Am 9. Januar 2013 wurden drei kurdische Aktivistinnen, Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez am helllichten Tag im Kurdistan Informationsbüro in einer der belebtesten Gegenden von Paris brutal und auf professionell durchgeführte Weise ermordet. Wir verurteilen diese Morde und ihre Hintermänner aufs Schärfste.
Sakine Cansız leistete schon gegen die Militärjunta in der Türkei von 1980 Widerstand. Sie kämpfte für die Freiheit der kurdischen Frauen genauso wie für die weltweite Frauenbefreiung. Fidan Doğan leistete jahrelang diplomatische Arbeit und setzte sich in Europa für den Friedensprozess in der Türkei ein. Leyla Şaylemez widersetzte sich europäischen Erziehung der Jugend zur Gleichgültigkeit und engagierte sich entschlossen dafür, dass kurdische und andere Jugendliche sich dem ausbeuterischen System nicht ergeben, ihr revolutionäres Potential erkennen und nutzen.
Sakine Cansız war als asylberechtigt in der BRD anerkannt. Fidan Dogan besaß die französische und Leyla Şaylemez die deutsche Staatsbürgerschaft. Trotzdessen und obwohl seit den Hinrichtungen unserer Genossinnen nun über 3 Jahre vergangen sind, wird von europäischen Behörden nicht konsequent ermittelt und werden die offensichtlichen Auftraggeber nicht offiziell benannt.
Seit 2 ½ Jahren gibt es eine Tonaufnahme eines Gesprächs zwischen dem Tatverdächtigen Ömer Güney und Mitarbeitern des türkischen Geheimdienstes MIT. Ebenfalls im Januar 2014 tauchte der Beleg für die Summe auf, die der Täter als Gegenleistung erhalten hat. Ein Dokument mit dem Mordauftrag gegen Sakine Cansız weist die Unterschrift des MIT-Offiziers Haluk Özcan auf. Der Prozessbeginn gegen den seit 3 ½ Jahren in französischer Untersuchungshaft befindlichen Tatverdächtigen Ömer Güney wurde jedoch im Juni erneut verschoben.
Wir stehen als Kurdinnen und Internationalistinnen jeden Mittwoch vor den französischen Konsulaten in westeuropäischen Staaten, um gegen die Nichtaufklärung zu protestieren. Wir verweisen dabei aber auch auf die fehlenden Ermittlungen der deutschen Behörden, denn der Tatverdächtige hat lange Jahre in der BRD gelebt und bekommt auch Besuch aus der BRD im Gefängnis.
Durch dies und auch durch das Schweigen der Bundesregierung gegenüber dem kriegerischen Vorgehen des türkischen Staates macht sie sich der Komplizenschaft mit diesem schuldig. Mit keinem Wort kritisiert oder verurteilt sie die Ermordung von Hunderten von kurdischen ZivilistInnen in der Türkei. Der türkische Staat hat Monate lang 24stündige Ausgangssperren in kurdischen Städten verhängt, währenddessen unbewaffnete Staatsbürger durch Scharfschützen ermordet wurden, wenn sie die Häuser verlassen um Hilfe oder Lebensmittel zu besorgen. Unter den Getöteten befinden sich viele Frauen und nicht wenige Kinder und alte Menschen. Ebenso bombardiert er wissentlich Häuser, in denen Verletzte Schutz gesucht haben. Erst im Juni ließ er Wälder und Dörfer in Lice abbrennen.
Der deutsche Staat schweigt zudem dazu, dass das türkische Militär kurdische Kämpferinnen beschießt, die dabei sind immer mehr nordsyrische Städte vom IS zu befreien. Auch andere europäische Länder schweigen zum Vorgehen ihres NATO-Partners Türkei. Dies zeigt, dass die internationalen kriegstreiberischen Kräfte an ihrem Ziel festhalten, die kurdische Freiheitsbewegung mit allen Mitteln zu bekämpfen und den Mittleren Osten unter sich aufzuteilen. Deshalb bleiben die Verantwortlichen des dreifachen politischen Mordes von Paris am 9. Januar 2013 unbehelligt.
Wir werden die Kampagne „Ihr schweigt, weil Ihr schuldig seid“ solange fortsetzen, bis die Auftraggeber der Morde offiziell bekannt gegeben worden sind.
Sakine, Fidan und Leyla leben in unserem Kampf für Freiheit und Frieden weiter!
Kurdisches Frauenbüro für Frieden CENI e.V. ceni_frauen@gmx.de