Presseerklärung von Mehmet Öcalan
AMED – Mehmet Öcalan, der am 11. September 2016 seinen Bruder Abdullah Öcalan auf der Gefängnisinsel Imrali besucht hat, gab heute um 14:00 Uhr Ortszeit in Amed (Diyarbakir) vor dem Gebäude der DBP (Demokratik Bölgeler Partisi – Partei der Demokratischen Regionen) mit den in Hungerstreik getretenen Aktivist*innen eine Presseerklärung ab. Dabei übermittelte er auch eine Botschaft von Abdullah Öcalan. Im Folgenden die Rede Mehmet Öcalans in voller Länge:
„Liebe Freund*innen,
ich grüße euch!
Ich war gestern auf der Gefängnisinsel Imrali. Ich habe meinen Bruder besucht. Zwar hält der psychische Druck weiter an, aber es geht meinem Bruder physisch gut. Er grüßt euch alle!
Mein Bruder hat eine Botschaft für euch:
„Die Isolation fährt fort, doch ich habe keine körperlichen Probleme. Die Situation geht weiter wie zuvor. Wir haben mit unseren Freund*innen weiterhin Kontakt, wir haben unsere Projekte und Pläne, wenn der Staat dafür bereit ist, können wir diese Projekte und Pläne innerhalb von 6 Monaten umsetzen.
Doch festzuhalten gilt, dass es zunächst einmal nicht wir waren, die den Friedensprozess zerstört haben. Das zuständige Komitee kannte mich und sagte mir, sie würden in zwei Wochen wiederkommen und der Prozess würde somit schnell zu einem Ende gebracht werden. Ja, die kurdische Frage ist ein schwerwiegendes Thema. Es ist keine Sache von 20 Jahren, es geht 150–200 Jahre zurück. Aktuell sterben täglich schätzungsweise 30 Menschen. Wäre der Staat ehrlich, würde es nicht so viele Tote geben. Dieses Land verdient das nicht. Jeder Mensch mit Verstand muss das einsehen.
Wenn der Staat dazu bereit ist, werden sie uns zwei ihrer Vertreter schicken. Das ist eine ernste Sache, unsere Projekte und Pläne sind bereit. Wir können dieses Problem in 6 Monaten lösen. Der aktuelle Krieg, ist ein blinder Krieg. Es ist ein Krieg, in dem keine Partei gewinnen kann. Dieser Krieg geht seit 40 Jahren. Vielleicht wird er noch 80 Jahre weiter gehen. Es ist eine Schande um und für die Menschen, die in diesem Krieg sterben. Blut und Tränen müssen aufhören zu fließen.
Die Lösung kann nicht einseitig sein, die größte Partei ist der Staat. Wenn der Staat auf unser Entgegenkommen und unsere Bemühungen eingeht, wird dieses Problem nicht mehr lange andauern, dann wird es eine Lösung geben.
Mir geht es gut. Morgen ist Eid, das Fest des Opferns. Aber es kann kein Fest geben, wenn täglich 30–40 Menschen in diesem Land sterben. Das ist unmoralisch. Die Lösung ist in unseren Händen, wir können es lösen.“
ANF, 12.09.2016, ISKU