Was uns 70 InternationalistInnen aus insgesamt 15 Ländern zusammenbringt sind unsere gemeinsamen Sorgen und unser Wut. Sorge und Wut, weil im 21. Jahrhundert noch immer mit Gewalt und Repressionen Identitäten, Freiheiten, Unterschiedlichkeiten und demokratische Grundlagen für nichtig erklärt und Unterdrückt werden. Die herrschenden Nationalstaaten, versuchen die Krise und Chaos der Kapitalistischen Moderne über Steigerung von Nationalismus, Sexismus und Religiösismus und den Faschismus nähren zu lösen und die Gesellschaften auf diese Weise unter Kontrolle zu halten. Die Rechnung dieser Diskriminierungs- und Unterdrückungspolitik müssen Minderheiten, unterdrückte Klassen und Frauen begleichen.
Das kurdische Volk zählt zu den größten Opfern der Unterdrückungspolitik der herschenden Staaten und ausbeuterischen Mächte. Vor allem die AKP-Regierung missbraucht den Glauben der Menschen als Instrument für die Vertiefung gesellschaftlicher Spaltungen. Hinzu kommt, dass der Staat, der ohnehin seit seiner Gründung mit dem Mittel der Unterdrückung versucht, die Kurden unter seine Macht zu bringen, diese Politik mit dem Mittel des Krieges sowohl im In- als auch im Ausland immer weiter in die Spitze treibt. Die Städte, in denen die Kurden leben, werden dem Erdboden gleichgemacht, politische Vertreter werden quasi als Geiseln festgenommen und inhaftiert, die demokratischen Errungenschaften werden unter Zwangsverwaltung gestellt, zivilgesellschaftliche Organisationen, mit denen die Gesellschaft die Deckung ihrer Bedürfnisse selbst organisierte, werden verboten und damit niemand diese Praxis der türkischen Regierung in Frage stellen kann, werden die oppositionellen und freien Medien mittels der psychologischen Kriegsführung des Staates verhindert und ausgeschaltet.
Der türkische Staat versucht weltweit seine anti-kurdische Politik den herrschenden Mächten und seinen Bündnispartnern aufzudrängen, die kurdische Freiheitsbewegung auf internationale Ebene als “Terroristen” zu lancieren, um so ihre unnachgiebige Kriminalisationspolitik fortsetzen zu können.Die Staaten wiederum versuchen Menschen wie uns, die den legitimen Kampf des kurdischen Volkes unterstützen, zu kriminalisieren und so die kurdische Bewegung zu isolieren.
Die internationalen Mächte versuchen gleichzeitig in Syrien gegen die menschenverachtende Bande des IS einen Krieg der Völker zu entfachen. Und während das kurdische Volk gegen die anti-demokratischen Kräfte ein Kampf ums Überleben führt, unterstützt die Türkei islamistische Banden. Dieser Krieg darf nicht als auf den Norden Syriens begrenzt betrachtet werden. Denn auf diese Weise wird versucht, die demokratischen Errungenschaften der Kurden zu eliminieren. Die seit 100 Jahren anhaltende Verleugnungs- und Vernichtungspolitik gegen die kurdische Bevölkerung wird gegenwärtig auf die gesamte Gesellschaft ausgeweitet. Und das zeigt, dass dort, wo ein Volk verleugnet wird, auch kein anderes Volk frei sein, sondern nur mitschuldig an der schmutzigen Politik der Herrschenden werden kann.
Auf der anderen Seite geraten die Nationalstaaten und das kapitalistische System immer tiefer in die Sackgasse, während der Freiheitskampf gegen diese einen immer globaleren Charakter erhält. Rojava, als ein Beispiel dieses Freiheitskampfes, zeigt uns allen, dass eine andere Welt zum Nationalstaat, dem Kapitalismus und dem patriarchalen System im Hier und Jetzt möglich ist und nährt dadurch unseren Glauben und unsere Hoffnung am Kampf. Das kurdische Volk zeigt, dass entgegen jeglicher Unterdrückung und Ausbeutung das gleichberechtigte und freie Zusammenleben verschiedener Glaubensgemeinschaften und Volksgruppen möglich ist. Sie präsentieren der Welt ein neues Paradigma, dass auf der Freiheit der Frau, der basisorientierten radikalen Demokratie und dem ökologischen Leben der Gesellschaft fußt. Rojava ist deshalb als ein Ort, der in seiner ganzen Geschichte der Kampf um die Freiheit verkörpert, zu einer Quelle des Muts für gegenwärtige Kämpfe der Völker überall auf der Welt geworden.
Die Revolution von Rojava ist eine Revolution der Frau. Unter der Führung der Frauen und der Jugend erlangen die Gesellschaften wieder ihren Lebensraum zurück. Und deshalb ist für Kurdistan die Demokratische Nation, und für die Menschheit im Mittleren Osten und auf der gesamte Welt das demokratisch-konföderale System ein lebendes alternatives Modell. Genau das wird den Sieg der Demokratischen Moderne über der Kapitalistischen Moderne ausmachen.
Dass der Ideengeber all dessen, die Führungspersönlichkeit des kurdischen Volkes, Herr Abdullah Öcalan sich aktuell in Haft auf Imrali befindet, ist ein historisches Verbrechen der Mächte der Kapitalistischen Moderne. Mittlerweile sind 18 Jahre vergangen seitdem die internationalen Mächte ihn durch ein internationales Komplott im Jahre 1999 entführt und an den türkischen Staat ausgehändigt haben. Trotzdessen hat er einen unglaublichen Widerstandsgeist gezeigt und das Unmögliche möglich gemacht, indem er aus seiner Zelle heraus seine Gedanken der Menschheit zugänglich gemacht hat. Diese Gedanken finden heute in Rojava, in Shengal und in ganz Kurdistan leben. Aus diesem Grund fordern wir die Freiheit von Herrn Abdullah Öcalan und aller politischer Gefangene in der Türkei. Wir fordern außerdem, dass Kurdistan ein offizieller Status zukommt. Wir machen deutlich, dass wir Teil des Kampfes um unsere Forderungen sind, und möchten zeigen, dass dieser Kampf stets auch unser Kampf sein wird.
Heute ist der Tag um eins gegen den Faschismus zu werden und gemeinsam gegen diesen zu kämpfen.
Heute ist nicht der Tag, um bloß gegen die Kapitalistische Moderne Widerstand zu leisten, sondern Kraft eines alternativen Lebens aufzuzeigen und umzusetzen.
Wir rufen deshalb alle in Europa lebenden Menschen, die sich als Revolutionäre, Demokraten und Oppositionelle verstehen, dazu auf, sich unserem Kampf anzuschließen und auf der Seite der Menschlichkeit ihren Platz einzunehmen. Wir rufen auch alle Länder der EU und allen voran das CPT dazu auf, ihrer Aufgaben und ihrer Verantwortung gerecht zu werden.
Biji Kurdistan! Biji halkların özgürlük mücadelesi
InternationalistInnen des Langen Marsches zur Freiheit von Abdullah Öclan, einen Status für Kurdistan, Februar 2017