Nuriye Gülmen und Semih Özakça: 100 Tage im Hungerstreik

Nuriye Gülmen und Semih Özakça: 100 Tage im HungerstreikNuriye Gülmen und Semih Özakça sind in Lebensgefahr. Beide wurden durch ihren Protest in der Yüksel-Straße in Ankara bekannt, wo sie vor Monaten ihren Kampf um die Rückgabe von Lohn und Arbeit begonnen hatten. Dann wandelten sie ihren Widerstand in einen Hungerstreik um. Am 76. Tag des Hungerstreiks wurden beide verhaftet und befinden sich seitdem in Haft. Er Grundschullehrer, sie Dozentin für Literatur wurden wie Zehntausend andere per Dekret fristlos aus dem Dienst entlassen. Möglich ist das durch den in der Türkei verhängten Notstand. Damit verbunden sind viele Grundrechte ausgehebelt.

Am Freitag erreichen sie nun den 100. Tag ihres Hungerstreiks. Der Zustand beider verschlechtert sich zusehends, im Besonderen von Nuriye Gülmen. Sie kann sich nicht mehr auf den Füßen halten, nicht einmal einen Stift kann sie noch führen. Außerdem sind ihre Augen extrem empfindlich gegenüber Licht. Bei Semih Özakça soll es Anzeichen dafür geben, dass seine Gedächtnisleistung abnimmt. Auch kann er nicht mehr die alltäglich anfallenden Verrichtungen selbstständig durchführen. Seine Mithäftlinge übernehmen vieles und helfen.

Nach ihrer Inhaftierung wurde beiden lange Zeit das wichtige Vitamin B 1 vorenthalten. Nimmt ein Mensch nicht regelmäßig Vitamin B 1 ein, entwickelt sich schnell ein Korsakow-Syndrom, eine Erkrankung, bei der die Gedächtnisleistung bleibend vermindert wird, weshalb bei Betroffenen allgemein örtliche und zeitliche Desorientiertheit auftritt und damit verbunden auch die Lernfähigkeit neuer Dinge stark reduziert ist. Das ist auch in der Türkei bekannt. Erst seit kurzem hat man den beiden den Zugang zu diesem wichtigen Vitamin wieder ermöglicht.

ANF, 15.06.2017, ISKU

Dieser Beitrag wurde in Menschenrechtsverletzungen, Presse, Türkei veröffentlicht und getaggt , , , , . Ein Lesezeichen auf das Permalink. setzen. Sowohl Kommentare als auch Trackbacks sind geschlossen.