Bakur/Nordkurdistan – Gestern hatte der türkische Innenminister Efkan Ala der Nachrichten Agentur Anadolu Ajansı gegenüber erklärt, dass die Militäroperation in Sûr/Amed (Diyarbakir) beendet worden sei. Doch auch am 100. Tag der Verhängung der Ausgangssperre über Sûr, waren wieder Explosionen aus dem Viertel zu vernehmen. Desweiteren wurden weitere Soldaten nach Sûr verlegt.
Der Kreis-Co-Vorsitzende der Partei der Demokratischen Regionen DBP Ali Şimşek erklärte: „Wir haben die berechtigte Sorge, dass dort ein Massaker verübt worden ist. Wir wissen, dass noch bis kurz vor der Verkündung vom Ende der Militäroperation sich viele Menschen in dem Gebiet befunden haben. Jetzt können wir seit drei Tagen keine Verbindung mehr zu ihnen bekommen. Die Wahrscheinlichkeit eines Massakers liegt nahe.“ Sibel Yiğitalp, Abgeordnete der Demokratischen Partei der Völker HDP für Amed, fügte hinzu, dass auf Intervention der Abgeordneten der HDP in den letzten Tagen 64 Menschen aus dem Viertel geborgen werden konnten. Einer von ihnen hat sein Leben verloren. Unter den 64 Personen waren 24 Kinder. Diese wurden den Eltern zwangsweise entzogen und sind in Kinderheime eingeliefert worden.
Sibel Yiğitalp forderte die Bevölkerung von Amed auf nach Sûr zu kommen: „Wir wissen, dass in dem Stadtteil noch weitere Menschen sind.“
Es gibt Stimmen in der Türkei, die Vergleiche mit den verschleppten Kindern von Dersim ziehen. Beim Massaker in Dersim – in der ersten Hälfte des letzen Jahrhunderts – sind zehntausende Kurden ermordet und viele ihrer Kinder geraubt worden. Das Schicksal der kurdischen Kinder aus Dersim ist bis heute ungeklärt.
ANF, 10.03.2016, ISKU