Geheimdienst Zusammenarbeit in Südkurdistan

Politische Karte Südkurdistan

Politische Karte Südkurdistan | Foto: ANF

HEWLÊR – In Başûr (Südkurdistan/Nordirak) sind höchst brisante Informationen über die Zusammenarbeit zwischen der PDK/KDP (Partiya Demokrata Kurdistanê – Demokratische Partei Kurdistans) und des türkischen Geheimdienstes MİT (Milli İstihbarat Teşkilatı – Nationaler Nachrichtendienst) über verübte und geplante Brandanschläge ans Tageslicht gekommen.

Das kurdische Autonomie Gebiet im Nordirak ist eine formal autonome Region unter der Schirmherrschaft der USA, diese willigten ihre Unterstützung im Rahmen der gegenseitigen Unterstützung während der Irak Kriege ein. Südkurdistan lässt sich in drei politische Zonen unterteilen. Das nord-östliche Grenzgebiet, namentlich die Medya Verteidigungsgebiete, sowie das Qandîlgebirge unterliegen der PKK (Partiya Karkerên Kurdistanê – Arbeiterpartei Kurdistans), der Süd-Osten der PUK (Yekêtiy Nîştimaniy Kurdistan – Patriotische Union Kurdistans) und der Nord-Westen der PDK/KDP. Die verschiedenen Strukturen hatten seit jeher Konflikte, wobei sich speziell die PDK/KDP immer wieder als williger Kollaborateur verschiedenster imperialistischer und reaktionärer Mächte (USA, Türkei, Israel, Iran, etc.) gegen die kurdische Freiheitsbewegung formierte.

Vor wenigen Wochen konnten durch den PUK Geheimdienst Zanyari mehrere verdächtige Personen festgesetzt werden, die später aussagten, dass sie eine Spezialausbildung zur Brandstiftung in Trainingscamps erhalten haben, die durch den türkischen MİT in Zusammenarbeit mit dem PDK/KDP Geheimdienst Parastin geführt werden.

GEMEINSAME AUSBILDUNGSLAGER

Die primären Ausbildungslager dieser militärischen Spezialeinheiten sind bei Kuştepe nahe Hewlêr und bei Zawita in Duhok. Gerüchte und Vermutungen über solche Ausbildungslager gab es bereits seit Längerem, jedoch stellen die nun gemachten Aussagen über die direkte Zusammenarbeit und Ausbildung des MİT und des Parastin eine belastbare Grundlage dar.

Im Ausbildungslager bei Kuştepe werden die Einheiten in Sabotage, Liquidierung, Entführung, Verhören und Beschattung geschult. Die Ausbildung erfolgt vor allem durch Personen des türkischen MİT und zielt vor allem auf die Entführungen von Mitgliedern der kurdischen Freiheitsbewegung und deren Sympathisanten rund um die PKK ab. Zudem soll das Bündnis zwischen PUK und Gorran sabotiert werden.

Die Bzutinewey‌ Gorran (Bewegung für Wandel) ist noch relativ neu auf der Parteienlandschaft Südkurdistans. Sie setzt sich vor allem aus ehemaligen PDK/KDP und PUK Mitglieder zusammen, die zum einen die massive Korruption, als auch die traditionelle Zweiparteienlandschaft bekämpfen und aufbrechen wollen. Nachdem im vergangenen Jahr Masud Barzanî, der Vorsitzende der PDK/KDP, sowie amtierender Präsident der Autonomie Region trotzt verlorener Wahlen sein Amt nicht freigab und sich bis heute rechtswidrig an der Macht hält, schlossen PUK und Gorran vor einigen Monaten ein Oppositionsbündnis.

Die Ausbildung in Zawita zielt hingegen speziell auf die Führungsebene der PKK ab. Die Einheiten werden vor allem im gezielten Morden ausgebildet. Erst vor Kurzem gab es ein Treffen hochrangiger MİT und Parastin Offiziere in Zawita. Die dort stattgefunden Gespräche handelten vor allem über Einsätze in denen von der PKK genutzten Gebiete Garê, Metina und Qandîl.

GEMEINSAM GEPLANTE BRANDANSCHLÄGE

Aus den Aussagen geht hervor, dass sowohl die Brandanschläge auf die PDK/KDP Büros in Silêmanî, Helebce, Ranye und Hewlêr, als auch der Brandanschlag auf das Gebäude des TV Senders Rûdaw in Hewlêr von diesen Ausbildungslagern ausgingen. PDK/KDP Organe beschuldigten damals frühzeitig die Gorran als Täter, die Aussagen stärken jedoch die Vermutung, dass die geplanten Anschläge als Sabotage gegen das Oppositionsbündnis von PUK und Gorran abzielten.Die Festgenommenen gaben zu zur PDK/KDP zu gehören und zusammen von MİT und Parastin für diese Einsätze ausgebildet worden zu sein. Dies wird auch durch die Aussagen einiger Polizeibeamter in Hewlêr unterstützt, die die Täter des Anschlags auf den Fernsehsender als PDK/KDP Mitglieder identifizierten.

SIE PLANEN EINE SÄUBERUNG UND BESCHULDIGEN DIE YPG

Zentraler Bestandteil der aktuellen PDK/KDP Taktik ist die massive Anti-Propaganda gegen die kurdische Freiheitsbewegung im Gesamten und gegen die Selbstverwaltungsstrukturen in Rojava im Speziellen. In letzter Zeit wird vor allem die Behauptung gestreut, dass in Rojava eine Struktur ähnlich der TAK (Teyrêbazên Azadîya Kurdistan – Freiheitsfalken Kurdistans) in der Türkei gegründet werden soll,  diese soll dann angeblich Entführungen, Sabotage und Liquidierungen an PDK/KDP Funktionären durchführen. Damit zielt die PDK/KDP vor allem auf die Diffamierung und Zerschlagung von Tev Dem ab, der die stärkste Instanz der Selbstermächtigung und -verwaltung in Rojava darstellt und somit gleichzeitig den stärksten gegener der Machtausbreitung durch die PDK/KDP.

Die jetzige Taktik der PDK/KDP und die speziellen Ausbildung lassen darauf schließen, dass zukünftig auch zentrale Personen des ENKS ins Fadenkreuz geraten könnten und dass dann die Strukturen rund um Masud Barzanî erneut Selbstverteidigungsstrukturen wie die YPG (Yekîneyên Parastina Gel – Volksverteidigungseinheiten) dafür verantwortlich machen.

 ANF, 07.07.2016, ISKU

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