Erklärung vom Dachverband des Ezidischen Frauenrats e.V.
Ab dem 23.08.16 tritt eine Gruppe von, in Europa lebenden, Eziden in Straßburg- Frankreich in den Hungerstreik. Hintergrund dessen ist die seit April 2015 bestehende Totalisolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan durch die türkische Regierung.
Herr Abdullah Öcalan vertritt die politischen Interessen von Millionen Menschen aus Kurdistan und der Türkei. Insbesondere die Stärkung der Rechte von religiösen und kulturellen Minderheiten, aber auch die Geschlechtergerechtigkeit stehen im Mittelpunkt seiner Philosophie.
Somit haben auch wir Êziden als religiöse Minderheit aus Kurdistan durch Herrn Abdullah Öcalan als eine besonders schutzbedürftige Gruppe seit Jahrzehnten große Anerkennung unter den Menschen in Kurdistan genossen. Während wir laut der türkischen Verfassung nicht einmal existieren.
Als ezidische Frauen haben wir nach dem Genozid vom 3.8.2016 in Sengal/Nordirak uns mit der Philosophie Abdullah Öcalans, beruhend auf der Frauenbefreiung, das erste Mal in unserer Geschichte als Schlußfolgerung aus den nunmehr 74 Genoziden an unserer Religionsgemeinschaft angefangen uns selbst zu organisieren. Die dahinter stehende Philosophie von Abdullah Öcalan zeigt, dass Selbstorganisierung nicht nur gegen die zunehmenden äußeren Angriffe schützt, sondern zugleich auch ein Mittel ist, sich gegen die patriarchalen Strukturen innerhalb der eigenen Gesellschaft zu wehren und somit eine frauenbefreite und demokratische Gesellschaft aufgebaut werden kann. Rojava und Sengal sind ein Beispiel hierfür.
Herr Abdullah Öcalan befindet sich seit nunmehr über 16 Jahren auf der Gefängnisinsel Imrali in der Türkei im Gefängnis. Er hatte kein faires Verfahren. Der politischer Repräsentant kann sich seit dem 27. Juli 2011 bis heute nicht mit seinen Anwält_innen, seit dem 6. Oktober 2014 nicht mit seiner Familie und seit dem 5. April 2015 ebenso nicht mehr mit der Verhandlungsdelegation der HDP (die Demokratische Partei der Völker) treffen.
Als Dachverband des Ezidischen Frauenrats e.V. dulden wir die Gefangenschaft Abdullah Öcalans und somit die im Widerspruch zur Rechtsstaatlichkeit stehenden Maßnahmen durch die türkische Justiz und türkische Regierung gegen ihn, wie die Totalisolation nicht.
Die Öffentlichkeit hat keinerlei Informationen hinsichtlich seines Zustandes. Es wird sogar vermutet, dass ihm möglicherweise was in der Nacht des Militärputsches in der Türkei vom 15.07.2016 zugefügt sein könnte. Es bedarf Klarheit über seine Situation.
Wir rufen daher alle Menschenrechtsorganisationen, die Frauen und die gesamte Weltöffentlichkeit dazu auf, sich den Forderungen der Hungerstreikenden für den Erhalt der Menschlichkeit einzusetzen.
Solidarisieren Sie sich mit den Hungerstreikenden in Straßburg und setzen Sie mit ihrer Solidarität ein Zeichen für den Frieden im Mittleren Osten und weltweit.
Die Freiheit Abdullah Öcalans wird nämlich den Frieden im Mittleren Osten sichern.
Nähere Informationen: ezidischer-frauenrat@web.de