Bakûr/Nordkurdistan – Vor sechs Jahren nahm Engin Aktaş in Bazîd (Doğubayazıt) an einer Demonstration teil. Es war der 11. Februar 2011. Als es bei der Demonstration zu einer Detonation kommt wird er verletzt und verliert beide Hände. Seit jenem Jahr ist Engin Aktaş im Gefängnis. Zu Beginn seiner Haft gab es noch Zellen, in denen größere Gruppen von Gefangenen untergebracht waren. Engin Aktaş ist politischer Häftling, seine Mitgefangenen kümmerten sich um ihn und sorgten für alles was Engin Aktaş nicht tun konnte. Später wurde Engin Aktaş ärztlich bescheinigt, dass er, da ihm beide Hände fehlen, haftunfähig sei. Die erste Bescheinigung erhielt er 2013, eine weitere 2014 und inzwischen eine dritte. Geändert hat das nichts. Entlassen wurde er trotzdem nicht. Im Gegenteil. In den sechs Jahren seiner Haft wurde Engin Aktaş mehrmals zwangsverlegt und war in den Gefängnissen von Erzurum, Metris, Silivri, İmraniye. Jede Zwangsverlegung ist eine doppelte Belastung für ihn. Besonders da ihm beide Hände fehlen und er vollständig auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Als er 2015 im Gefängnis von Silivri ist wird er vom Wachpersonal geschlagen und anschließend in eine Strafzelle geworfen. Der Grund: Er habe bei der Durchsuchung seine Hände nicht benutzt um seinen Gürtel abzunehmen und die Schule auszuziehen.
Heute ist Engin Aktaş im Gefängnis von Menemen bei Izmir. Dort ist er in einer Einzelzelle. Ohne Hände kann er sich nicht selber waschen, anziehen, essen oder trinken. Murat Melet, Vorsitzender des Menschenrechtsvereins (İHD) in Wan, sagt: „Es reicht. Es wird Zeit, dass die Gefängnisse aufhören Orte des Sterbens zu sein. Es sollen endlich keine weiteren Särge mehr das Gefängnis verlassen.“
ANF, 12.01.2017, ISKU