Bakur/Nordkurdistan – Das längste Ausgehverbot überhaupt. In sechs Stadtteilen von Sur (Amed/Diyarbakır) dauert die Ausgangssperre weiterhin an. Am 28. November 2015 wurde über die Stadtteile Cevatpaşa, Fatihpaşa, Dabanoğlu, Hasırlı, Cemal Yılmaz und Savaş die Ausgangssperre verhängt. Das war vor einem Jahr acht Monaten und zweiundzwanzig Tagen. Damit ist die Ausgangssperre in Sur die längste Ausgangssperre überhaupt, die jemals verhängt worden ist und eine Beendigung ist nicht in Sicht. Begonnen hatte die Ausgangssperre nach der Ermordung der Menschenrechtlers und Vorsitzenden des Rechtsanwältevereins von Amed Tahir Elçi. 6.300 Parcellen wurden im Zuge der Zerstörung von Sur vom türkischen Staat beschlagnahmt und in öffentliches Eigentum umgewandelt, ein Drittel der Gebäude von Sur sind mittlerweile abgerissen. Amnesty International zu Folge sind etwa 40.000 Menschen aus Sur zwangsvertrieben worden. Viele historische Gebäude sind der Politik des türkischen Staates zum Opfer gefallen, Kirchen, Moscheen, Gasthäuser und Badehäuser. Bauten mit teils 1000 jähriger Geschichte sind unwiederbringlich verloren. Und doch gibt es weiterhin Menschen, die trotz aller Widrigkeiten in Sur ausharren. Figen Yüksekdağ, Co-Vorsitzende der HDP, hat aus der Haft eine Grußbotschaft an die in Sur Widerstand Leistenden und an die Plattform „Nein zur Zerstörung von Sur“ gesandt in der sie erklärte: „Sur als das große kulturelle Erbe das es ist bedeutet Widerstand leistendendes gesellschaftliches Gedächtnis und Widerstand leistendes Volk.“ Figen Yüksekdağ, sieht in Sur aufgrund seiner historischen Rolle einen wesentlichen Bestandteil der Identität der Völker Mesopotamiens, allen voran der Kurden. Im Folgenden rief sie deshalb alle dazu auf Verantwortung zu zeigen und sich gegen die Zerstörung und den Abriss von Sur zu stellen. Figen Yüksekdağ erklärte im Namen aller inhaftierten Politiker ihre Solidarität mit Sur und den Bemühungen der Plattform „Nein zur Zerstörung von Sur“.
ANF, 18.08.2017, ISKU