TEV-DEM: Es ist offensichtlich, dass die Türkei Provokationen entlang der Grenze sucht, um Angriffe starten zu können

Bedran Çiyakurd

TEV-DEM Exekutivratsmitglied Bedran Çiyakurd

MEHMET NURİ EKİNCİ – ARAFAT DAYAN

AMUDÊ – TEV-DEM Exekutivratsmitglied Bedran Çiyakurd erklärte, dass durch den Misserfolg der IS-Banden die Pläne des türkischen Staates, der die Banden in Azaz, Efrîn und Aleppo aufgebaut hat, um einen stärkeren Einfluss in der syrischen Politik zu gewinnen, vereitelt wurden.

Der türkische Staat ist in Syrien gescheitert

Im Gespräch mit ANF stellte Çiyakurd klar, dass der türkische Staat terroristische Banden, wie den IS, Al-Nusra, Ahrar Al-Sham und die Sultan Murat Brigade in Aleppo und Efrîn organisiert und aufgebaut hat, nachdem die Demokratischen Kräfte Syriens (Hêzên Sûriya Demokratîk HSD) die Operation im südlichen Hesekê und in der Umgebung der Stadt Al-Hawl erfolgreich beendeten.

Laut Çiyakurd hat die Türkei den russischen Jet nach dem Kontrollverlust über die Gebiete bei Azaz und Dscharabulus abgeschossen, dort hatte Russland zuvor Stellungen der Banden angegriffen. Er bemerkte zudem, dass der türkische Staat wohl nicht mit einer so scharfen Reaktion Russlands nach dem Abschuss einen Kampfjets an der syrischen Grenze erwartet hat.

Er machte darauf aufmerksam, dass die Politik des türkischen Staates gegenüber Syrien und Rojava nach dem Abschuss des russischen Flugzeugs gescheiter sind und erklärte: „Der türkische Staat ist in Panik geraten, nachdem der IS weiter zurückgeschlagen werden konnte und HSD Kräfte Al-Hawl, sowie HPG/YJA-Star & YBŞ/YPJ-Ş Kräfte Şengal befreit haben. Die Türkei ist danach in Aktion getretenö um einen ähnlichen Misserfolg des IS in Azaz und Aleppo zu vermeiden und verbrachte dazu weitere Banden in die Gegend zwischen Dscharabulus und Azaz. Dem IS wurde in diesem Gebiet ermöglicht Öl zu verkaufen und er bekam dort drüber sämtliche Arten der logistischen Unterstützung vom türkischen Staat. Der Abschuss des russischen Flugzeugs durch die Türkei dient somit dem Zweck, die Bombardierung dieses wirtschaftlichen und logistischen Knotenpunkts zu stoppen.

Die islamistischen Banden von IS, Al-Nusra und Ahrar Al-Sham haben sich verbunden, um gemeinsam Efrîn, Azaz und Aleppo anzugreifen, um den Demokratischen Kräften Syriens größtmöglichen Widerstand entgegenzusetzen, damit diese die benannten Gebiete nicht so einfach von den Dschihadisten befreien können. Diese Angriffe wurden unterstützt und gefördert durch den türkischen Staat, der als Vorwand die Turkmen_innen missbraucht. Dieses Gebiet wird jedoch nicht nur von Turkmen_innen bewohnt, sondern auch von Armenier_innen, Araber_innen und Kurd_innen. Die weiterhin anhaltenden Angriffe der Banden gegen kurdische Dörfer haben zum Ziel, die Präsenz der Türkei aufrecht zu halten.“

Der türkische Staat kann die Erfolge der Kurd_innen nicht dulden

Russlands Eingreifen in Syrien dient dem Zweck eigene politische Machtinteressen zu vertreten, erklärte Çiyakurd und sagte weiter, das Russland nach dem Abschuss eines seiner Kampfflugzeuge weltweit in den Fokus rückte und gleichzeitig zu einem Hauptakteur in Syrien wurde.

„Russlands Eingriff in die Region wird von vielen Kreisen abgelehnt. Der türkische Staat will mit Hilfe der Banden weiterhin in Syrien aktiv handeln, dafür setzt die Türkei klare Grenzen, stellt das Gleichgewicht wieder her, unterstützt die Banden durch die Versorgung mit allen erdenklichen Mitteln und lässt Rojava von ihnen angreifen. Der türkische Staat will unter allen Umständen die Lebensader für die Banden bei Azaz aufrecht erhalten, jedoch sind alle türkischen Pläne und Politiken durch die russische Intervention gescheitert. Die Banden zwangen die kurdischen, armenischen und arabischen Menschen, die in Bayırbucak leben, zu verschwinden und das Gebiet zu verlassen, um dort eine Basis für die Islamisten zu schaffen. Die Türkei will sämtliche Banden in Bayırbucak vereinigen und sie gegen Efrîn und Aleppo in den Kampf schicken, um alle kurdischen Erfolge doch noch zunichtezumachen. Sollten sie scheitern, so wird die Türkei die Banden Syrien überlassen. Die Türkei führt eine schmutzige Beziehung und ein hinterhältiges Interesse gegenüber Syrien.“

Der türkische Staat hat ein solches Eingreifen durch Syrien nicht erwartet

Der TEV-DEM Exekutivrat wies darauf hin, dass die russische Intervention in Syrien in erster Linie den türkischen Staat alarmiert hat, der das russische Kampfflugzeug abschoss, da die Zerschlagung der Banden zwischen Dscharabulus und Azaz gegen die türkischen Interessen geht. Çiyakurd betonte: „Die Türkei hat nicht mit einer solch harten und umfassenden Reaktion Russlands gerechnet, Russland führt Luftangriffe, um die Banden an der Grenze zur Türkei zu zerschlagenen und damit alle anderen zu zwingen sich mit dem Regime zu arrangieren und zusammenzuarbeiten. Die Türkei konnte trotz des schweren Rückschlags nach der Bombardierung sämtliche ihr nahestehenden Bandengruppen vereinigen. Die Pläne aller anderen Akteure, die den selben Weg wie die Türkei gehen wollten, wurden vereitelt. Die Türkei ist angesichts der Reaktion Russlands nach dem Abschuss eines seiner Kampfflugzeuge in Panik geraten. Der russische Staat, der bereits Sanktionen gegen die Türkei auf militärischer, politischer und wirtschaftlicher Ebene erlassen hat, wird verstärkt versuchen, die Politik des türkischen Staates auf der internationalen Bühne zu verdeutlichen und damit zu isolieren.“.

Die Demokratischen Kräfte Syriens sind der wichtigste Akteur des demokratischen Syriens

Feststellend, dass die Rolle der Kurd_innen für die Demokratisierung Syriens mittlerweile auch auf internationaler Bühne Anerkennung findet, sagte Çiyakurd: „Keine Seite verlässt sich mehr auf Pläne, in denen wir Kurd_innen nicht vorkommen. Es sind die Kurd_innen und die Demokratischen Kräfte Syriens, die den erfolgreichen Kampf gegen den IS führen und ihm effektive Schläge verursachen. Nachdem dem türkische Staat deutlich wurde, dass die Kurd_innen zum Hauptakteur sowohl in Syrien, als auch auf der internationalen Bühne wurden, hat er sämtliche Banden mobilisiert, um Aleppo und die kurdischen Gebiete in Efrîn anzugreifen. Gleichzeitig greifen Erdoğan und die AKP, deren Feindseligkeit Rojava gegenüber wohl bekannt ist, in jeder Gelegenheit Rojava und seine Werte an. Es ist offensichtlich, dass die Türkei Provokationen entlang der Grenze sucht, um Angriffe starten zu können, dass sie Banden dazu befähigt Rojava anzugreifen, dass sie Konflikte hervor bringen will, z.B. durch die gemeinsame Operation mit ENKS (Kurdischer Nationalrat) und auch selbst Angriffe durchführt. Dies ist nicht hinnehmbar.“

Çiyakurd wies im folgenden auf die Bedeutung der HSD innerhalb Syriens auch auf internationaler Ebene hin, er betonte: „Die HSD erfahren ihre Unterstützung hauptsächlich durch die Völker Syriens und aller anderen Kreise, durch die sie zum zentralen Akteur im Fokus der internationalen Mächte wurden und die sie nun als Verbündete im Kampf gegen den Terrorismus machen wollen. Wer auch immer gegen die Banden in Syrien vorgehen will, sieht die Notwendigkeit mit den HSD in Verbindung zu treten, um erfolgreich gegen eben jene Banden erfolgreich aktiv werden zu können.“

Der türkische Staat unterhält weiterhin Beziehungen zum anti-kurdischen Regime

Der TEV-DEM Vorstand stellte klar, dass sie bereit dazu sind, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen, um auf internationaler Ebene zukünftig an gemeinsamen Entwicklungen zu arbeiten. Er fügte hinzu, dass „der türkische Staat weder die Demokratisierung Syriens wünscht, noch den Misserfolg der terroristischen Banden hinnehmen kann und er dennoch weiterhin seine Beziehungen zum alten, anti-kurdischen Regime pflegt. Die Türkei versucht derweil mit allen Mitteln zu verhindern, dass die Kurd_innen eine festen Status auf der internationalen Bühne bekommen. Jedoch ist offensichtlich, dass diese Anstrengungen keine Früchte tragen werden, da die schmutzigen Verstrickungen des türkischen Staates mittlerweile jeder und jedem bekannt ist und damit klar ist, dass die Türkei Rojava angreift, um den Misserfolg der Banden in Syrien wieder gut zu machen.“

ANF, 04.12.2015, ISKU

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