Bakur/Nordkurdistan – Am Freitag wurden Zivilisten in Nordkurdistan vom türkischen Militär mit einer Drohne der Bauart Heron angegriffen. Dabei wurden im Dorf Talê (Oğul), das zur Stadt Colemêrg (Hakkari), gehört vier Menschen verletzt. Mehmet Temel, einer der Verletzten, erlag wenig später seinen schweren Verletzungen. Die anderen drei erreichten das Krankenhaus. Zwei der Überlebenden wurden inzwischen im Rollstuhl vom Krankenhaus zur Wache verbracht, wo sie bis jetzt festgehalten werden. Ein Anwalt wurde bisher nicht zu ihnen vorgelassen. Der dritte Verletzte ist weiterhin im Krankenhaus auf der Intensivstation.
İbrahim Sak ist Vater von 6 Kindern. Sein Bruder, Halil Sak, kann sich den Angriff auf ihn nicht erklären. İbrahim Sak ist Zivilist und seit 3 Jahren verrentet. Er habe jahrelang im Staatsdienst gestanden und geht, wie alle Angehörigen der Familie auch, häufig ins Dorf, um dort die Gärten und Felder der Familie zu bestellen. Zuletzt war er dort um vor den Festtagen, in der Türkei wird das Opferfest begangen, die Felder zu bewässern und frisches Obst und Gemüse zu holen. Sein Bruder sei nun verletzt vom Krankenhaus zur Wache verschleppt worden. Das Bein seines Bruders sei gebrochen und ein Splitter des Geschoßes habe ihn im Nacken getroffen. Eine Operation zur Entfernung steht aus, auch wären am Körper weitere Verletzungen.
Fadıl Tarhan, der Bruder eines weiteren Verletzten, bestätig, das es üblich sei in der Stadt zu leben und ins Dorf zu gehen, um nach den Gärten und Feldern zu sehen. Auch sie und viele andere Familien machen das nicht anders. Er berichtet, dass sie, als sie die Verletzten ins Krankenhaus gebracht haben, von der Polizei mit Plastikgeschossen, Tränengas und Wasserwerfern angegriffen worden sind. Sein Bruder Musa, der unter den Verletzten ist, ist Vater von 7 Kindern und betreibe mit ihnen einen Betrieb in dem sie Köfte (Frikadellen) herstellen. Bei dem Angriff wurde er schwer verletzt. Das Blut lief ihm an beiden Beinen herunter auch am Körper sei eine Wunde gewesen. Ein Geschoßsplitter soll ihn im Rücken getroffen haben. Er sei noch am selben Tag operiert und auf die Intensivstation gekommen, einen Tag darauf ist auch er zur Wache verschleppt worden.
İsmail Aydın, der dritte Verletzte, ist bereits 10 Mal operiert worden. Sein Vater berichtet, dass sein Sohn 4 Kinder habe ein weiteres unterwegs sei. Da sein Sohn arbeitslos sei behelfe er sich mit den Erträgen seiner Felder im Dorf, auch habe er dort Bienen. Sein Sohn sei so schwer verletzt worden das er bereits 3 Bluttransfusionen erhalten habe. Ein Bein und ein Arm seien gebrochen, innere Organe verletzt worden. Der Ort, an dem der Angriff der Drohne erfolgt sei, liegt dort wo viele gern picknicken, berichtet er. Erst 20 Tage zuvor habe es dort die Schafschur gegeben, zu der hunderte Menschen zusammen gekommen seien, keine 200 Meter davon entfernt lägen mehrere Häuser sowie die Trinkwasserquelle des Dorfes.
Mehmet Temel, ist seinen Verletzungen erlegen. Er war als Bauarbeiter tätig war. Er war ins Dorf gekommen, um dort seine Mutter abzuholen. Wegen des Opferfestes war im Gefängnis Besuchstag. Sie wollten gemeinsam den Vater dort besuchen.
Die HDP, die eine Untersuchung der Vorwürfe vor Ort durchführte spricht im Zusammenhang mit dem Drohnen-Angriff von einem Kriegsverbrechen an Zivilisten.
ANF, 02.09.2017, ISKU