Civaka Azad – Die Angriffe der türkischen Sicherheitskräfte in den von einer Ausgangssperre betroffenen kurdischen Gebieten halten weiter an. Vor allem in Cizre spitzt sich die Lage weiter zu. Dort kam es vor fünf Tagen zu einem gezielten Angriff mit Mörsergranaten auf ein Gebäude, in dem sich ausschließlich ZivilistInnen befunden haben sollen. Örtlichen Angaben zu Folge wurden bei dieser Attacke türkischer Sicherheitskräfte 4 Menschen getötet und 24 Menschen verletzt. Aufgrund der andauernden Angriffe des türkischen Militärs können weder die getöteten Menschen geborgen werden, noch ist es den verletzten Menschen möglich ins Krankenhaus zu gelangen.
Seit Juli vergangenen Jahres wurden in Cizre mehr als 90 Menschen getötet. Die letzte der insgesamt 5 verhangenen Ausgangssperren wurde am 14.Dezember 2015 verhängt. Nach dem Angriff auf ein Gebäude im Stadtzentrum, bei dem schwere Waffen zum Einsatz kamen, kamen zunächst drei Menschen ums Leben. Einer von den 25 Verwundeten erlag bereits seinen Verletzungen. Der Zustand der anderen Verletzten ist weiterhin sehr kritisch. Da weder Sanitätern der Zutritt zum Gebäude gestattet wird, noch die Menschen das Gebäude verlassen können.
Scharfschützen attackierten eine Person, die Wasser in das Gebäude tragen wollte. Inzwischen ließen die eingesperrten Verletzten verlautbaren, dass die Angriffe auf das Haus weiterhin anhalten und sie sich daher im Keller des Gebäudes versteckt halten. Um das Bluten der offenen Wunden zu stoppen, gebrauchen die Verwundeten das Futter von Kissen und Decken.
Nach einem Antrag der Anwälte der Betroffenen an das Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, mahnte dieses die Türkei zu seiner Pflicht den Schutz seiner StaatsbürgerInnen zu gewähren. Eine Delegation der Demokratischen Partei der Völker (HDP) traf sich aufgrund dieses Notzustandes mit Vertretern des türkischen Innenministeriums. Auch wenn bei diesem Treffen den HDP-Abgeordneten versichert worden ist, dass die Verwundeten das Gebäude verlassen dürften, hielt sich der türkische Staat nicht an die Abmachung. Der Gouverneur von Şırnak Ali ihsan Su erklärte, dass niemand nur in die Nähe der Verletzten gelangen könnte. Nach dieser Äußerung intensivierten sich die Angriffe auf das Viertel, in dem ebenfalls das betroffene Gebäude liegt.
HDP-Abgeordneter Faysal Sariyildiz äußerte in den gestrigen Spätnachrichten des kurdischen Nachrichtensenders Med Nûce, dass die türkische AKP-Regierung die Bevölkerung von Cizre in die Knie zwingen wollte. „Nachdem sie gesehen hat, dass die Menschen von Cizre sich nicht ergeben werden, hat die AKP völlig die Kontrolle verloren. Sie ist regelrecht durchgedreht. Es wird kein Halt von humanitären Prinzipien getätigt. Eines Tages wird sich die AKP, die türkischen Sicherheitskräfte und das Paramilitär vor Menschenrechtsgerichten zu diesen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten müssen.“
Zahlreiche Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Medico International appellieren an die türkische AKP-Regierung die Angriffe auf die kurdische Zivilbevölkerung einzustellen und rufen zur humanitären Hilfe für die betroffenen Opfer auf.
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24 Verwundete und 4 Tote können Gebäude in Cizre nicht verlassen