Rohat Aktaş begann mit 12 Jahren die Zeitung Azadiya Welat auszutragen. Er wuchs heran, beendete das Gymnasium und wurde einige Jahre später verantwortlicher Redakteur der Zeitung. Aber er wollte nicht nur verantwortlicher Redakteur sein, nein er wollte auch Korrespondent werden. Von seinem ersten Einsatz, dem Einsatz in Cizîr (Cizre) sollte er nicht zurückkehren.
Das Schicksal des verantwortlichen Redakteurs der Zeitung Azadiya Welat, Rohat Aktaş, der seinen Kollegen aus dem ersten Keller des Massakers in Cizîr die Botschaft: „Ich bin verletzt. Ich befinde mich in einem Keller“ schrieb ist weiterhin unklar. Seine Kollegen gehen davon aus, dass keiner aus den Kellern von Cizîr mit dem Leben davon gekommen ist und auch Rohat Aktaş ermordet wurde. Da ein DNA-Test, um den sich seine Familie bemüht hat, noch nicht abgeschlossen ist, will diese sich dazu auch noch nicht äußern. Einer der Herausgeber der Zeitung, Ferit Köylüoğlu, sagt: „Die Wahrscheinlichkeit, dass Rojhat, wie alle anderen Zivilisten in den 3 Kellern (von Cizîr), ebenfalls ermordet wurde ist sehr hoch.“
Die Mitarbeiter der Zeitung Azadiya Welat hatten zuletzt am 5. Februar telefonisch Kontakt zu ihm. Bei dem Gespräch erklärte er ihnen: „ Bei dem Bombardement bin ich leicht am Arm verletzt worden. Es geht mir gut. Wir haben in einem Keller Schutz gesucht. “Nach diesem Gespräch gelingt es kein weiteres Mal Kontakt zu Aktaş zustande zu bringen.
Die Leichname, die von Cizîr in die Krankenhäuser geliefert wurden, sind unkenntlich. Deshalb können die Familien sie nicht identifizieren. Mehr als 150 Leichname warten auf Identifizierung durch einen DNA-Test.
Aktaş war seit September 2015 verantwortlicher Redakteur der Zeitung. Das war aber nicht der erste Kontakt zur Presse. Wie Ferit Köylüoğlu berichtet, war Rohat einer der früheren Verteiler der Zeitung. Schon als Kind, mit 12 Jahren, war er in Riha (Urfa) im Kreis Pîrsûs (Suruç) Zeitungsjunge von Azadiya Welat, was er einige Jahre lang fortsetzte. Dann ging er aufs Gymnasium. Zwei Jahre nach Beendigung des Gymnasiums wurde er verantwortlicher Redakteur der Zeitung. Als Chefredakteur obliegt ihm die juristische Verantwortung, Korrespondenten hingegen sind begrenzt auf die Praxis des Nachrichten Sammelns. Aufgrund des Drucks durch den Staat ist das bei oppositioneller Presse so Tradition. Aktaş wollte das durchbrechen und begann ab Dezember damit auch als Korrespondent zu arbeiten. Ferit Köylüoğlu berichtet, dass Aktaş ab Ende Dezember im Rahmen seiner journalistischen Tätigkeit nach Cizîr ging. Nachrichten wurden per Telefon weiter gegeben, so stand sie im Austausch. Er wollte vor allem in Cizîr seine journalistische Tätigkeit ausüben. Wie Köylüoğlu berichtet war er sehr interessiert an der Pressearbeit, wollte alles lernen. „Wenn wir an der Herausgabe der Zeitung arbeiteten, beobachtete er alles und fragte, warum wir was wieso täten. Er entschied sich für die Pressearbeit aus Liebe zu ihr. Er sah die Presse als ein Mittel die Situation in der sich das Volk befindet zu verbessern.
Die Situation in der sich der Journalist Rohat Aktaş befand wurde nicht sehr thematisiert. Dem Versuch Öffentlichkeit herzustellen, sind wir ihm gegenüber schuldig geblieben“ kritisiert sich Köylüoğlu. Er sagt: „Alle Versuche, die unternommen wurden die Eingeschlossenen zu retten, blieben erfolglos. Das Ergebnis liegt auf der Hand.“
Ferit Köylüoğlu fordert mit Hinblick auf das war in Cizîr geschehen ist, damit sich dies in Sûr nicht wiederholt, das alle Menschen in der Türkei aufstehen und nach Amed gehen sollten, um die Blockade um Sûr zu durchbrechen. Die Blockade von Sûr darf nicht nur ein Problem der Menschen von Amed sein wie das in Cizîr der Fall war. Es muss ein Problem aller Völker der Türkei sein. Es müssen Aktivitäten vorangetrieben werden, damit alle nach Amed strömen und die Blockade durchbrochen wird.
Mittlerweile ist das Schicksal von Rohat Aktaş geklärt. Sein Leichnam konnte mittels DNA-Test identifiziert werden.
ANF, 24.02.2016, ISKU