Auch am Morgen des 3. März wurde Sûr, das Altstadtviertel von Amed (Diyarbakir), erneut durch türkisches Militär heftig bombardiert. Aus Sûr konnte sich Remziye Tosun melden. Bei ihr sind nach wie vor auch Kinder. Nachdem sie sagte: „Ich ersticke. Meine Kinder sterben, meine eineinhalb jährige Tochter Berîtan hat das Bewusstsein verloren. Seit einer Stunde kommt sie schon nicht mehr zu sich“, brach das Gespräch ab. Es konnte bisher keine erneute Verbindung zu ihr hergestellt werden. Es gibt keinen Schritt zurück
Der Co-Vorsitzende der HDP Selahattin Demirtaş, der Co-Vorsitzende der DBP Kamuran Yüksek und die Co-Vorsitzenden der DTK Selma Irmak und Hatip Dicle sowie die Co-Sprecherin der HDK Gülistan Koçyiğit gaben am gleichen Tag gemeinsam in Amed eine Erklärung ab.
Im Falle, dass die Belagerung und die Ausgangssperre aufgehoben wird, betonte Demirtaş, wäre eine Delegation aus Zivilisten bereit in den Stadtteil zu gehen und die eingeschlossenen Zivilisten zu bergen. Er berichtete, dass gestern 12 Zivilisten geborgen werden konnten.
„Wie viele Personen dort noch festsitzen weiß weder die Regierung noch wir. Denn es gibt keine funktionierende Verbindung. Die Menschen, die sich dort befinden, können ihre Häuser nicht verlassen, können nicht in die anderen Häuser gehen. Es herrscht Ausgangssperre. Außerdem besteht Beschuss durch Panzer, Mörser, durch Scharfschützen. Die AKP weiß nicht, wie viele Menschen in dem Viertel, in dem mit der ganzen Macht des Militärs eine Operation durchgeführt wird, eingeschlossen. Sie will es auch nicht wissen. Das ist ihnen völlig egal. Das ist auch denen in Ankara völlig egal. Wenn es nach Davutoğlu und seiner Truppe geht, dann sind sie so grausam, dass sie am liebsten das ganze Viertel in die Luft jagen würden. In Cizîre haben sie es getan. Wenn sie es in Sûr bisher nicht gemacht haben, dann weil das Volk wachsam ist.“ Selahtáttin Demirtaş rief die Bevölkerung dazu auf auch heute wachsam zu sein. Er sagte: „Auch heute sollen wieder alle um 16.00 Uhr auf die Straße kommen. Es gibt keinen Schritt zurück.“
Mittlerweile gibt es auch einen weiteren Aufruf von DTK, HDK, HDP, DBP und KJA. Darin heißt es: „Bis in Sûr die Belagerung und die Verbote beendet sind, wird unser Marsch andauern. Bis die Blockade aufgehoben ist, kehrt niemand nach Hause zurück und keiner macht einen Schritt zurück. Selbst wenn es Tage dauern sollte, solle jeder auf der Straße bleiben, niemand nach Hause zurückkehren. Jeder soll dort, wo er ist, Lärm schlagen und den Marsch nach Sûr lärmschlagend fortsetzen. Wir sind an einem historischen Tag, mit unserm Widerstand können wir die Blockade nieder reißen, können die Menschen in Sûr, die von einem Massaker bedroht sind, retten. Schon früher hat Amed mit seinem Widerstand Geschichte geschrieben. Heute wird es mit seinem Widerstand erneut Geschichte schreiben.“
Mittlerweile haben die Auseinandersetzungen auf ganz Amed übergegriffen.
BestaNuçe, ANF, 02./03.03.2016, ISKU