Nordkurdistan/Türkei – Über die intensiven Welle von Verhaftungen, Angriffen, Folter, Mord und Exekutionen im Zeitraum vom 21. Juli bis zum 28. August 2015 veröffentlichte der Menschenrechtsverein (IHD) eine bisherige Bilanz der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Türkei und Nordkurdistan.
Laut dem Bericht wurden in den letzten 38 Tagen 2544 Menschen von türkischen Sicherheitskräften festgenommen, von denen sich 338 weiter in Haft befinden, darunter auch 10 Kinder/Jugendliche.
Bei bewaffneten Auseinandersetzungen in dieser Zeit wurden 38 Guerillas der HPG (Volksverteidigungskräfte), 92 Mitglieder türkischer Sicherheitskräfte, sowie 47 ZivilistInnen getötet.
2544 Menschen, darunter 11 Kinder/Jugendliche und 5 ausländische JournalistInnen/ BeobachterInnen, wurden während 144 Großveranstaltungen und Demonstrationen festgenommen.
Laut dem Report wurden von den tausenden Verhafteten nur 158 wegen Mitgliedschaft im IS (Islamischen Staat) oder einer Parallelstruktur dessen angeklagt, wohin gegen der Rest beschuldigt wird, Mitglied in KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans), PKK (Arbeiterpartei Kurdistans) oder anderer linker Organisationen zu sein.
Der Bericht bestätigt neben Folter und Misshandlungen, dem die Gefangenen ausgesetzt waren, dass 198 AktivistInnen mit schweren Verletzungen inhaftiert wurden.
Friedensdemonstrationen in Istanbul und Amed (Diyarbakır) sowie das Fest in Dihê (Eruh) in der Provinz Sêrt (Siirt) wurden verboten. Beim Eingreifen in Großveranstaltungen und Demonstrationen und Angriffen während Operationen wurden 130 Menschen, darunter 12 Kinder; verletzt. Die Zahl der Verletzten liegt wahrscheinlich höher, da viele nicht die Möglichkeit haben ins Krankenhaus zu gehen.
Laut dem Bilanzpapier wurden 2 Polizisten in ihren Häusern in Riha (Urfa) und ein Polizeikommandeur aus Mûş getötet. In Konya griffen IS-Mitglieder einen Protestzug zum Gedenken an das Massaker von Pirsûs (Suruç) sowie Häuser und Autos an.
Guerillas verhafteten 24 Personen, darunter 2 Polizisten, einen Soldaten, ein Mitglied der AKP (Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung) Generalversammlung, 11 Angestellte der Zollstelle Heretil (Kapiköy) im Bezirk Wan (Van), von denen einer später freigelassen wurde, 3 Angestellte des Gesundheitswesens in Erzîrom (Erzurum), von denen alle später wieder entlassen wurden, 10 Angestellte der Zollstelle Cîmîn (Üzümlü) in Colemêrg (Hakkari) und 45 Arbeiter von 3 Baustellen, die alle wieder frei gelassen wurden.
Bei Gefechten zwischen türkischer Armee/Polizei und der HPG wurden 166 Soldaten/ Polizisten verletzt und 92 Soldaten und Polizisten, ein Dorfschützer und 38 Guerillas verloren ihr leben. Durch diese Auseinandersetzungen starb ein Zivilist und 34 andere wurden verletzt.
Über hundert Gebiete und viele Städte in der kurdischen Region wurden auf Anweisung des Ministerrates und der Gouverneure zu „Sicherheitszonen“ erklärt.
ANF, 30.08.2015, ISKU