Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit, 07.09.2015
Die Ereignisse in Nordkurdistan überschlagen sich. Jeden Tag gibt es neue Meldungen von Toten. Es wird schon länger nicht nur ein Krieg zwischen den türkischen Sicherheitskräften und den Volksverteidigungskräften der HPG geführt, sondern der türkische Staat hat auch kurdische Zivilisten in Visier genommen. Wir wollen von nun an regelmäßig einen Überblick zu den Kriegsereignissen in Nordkurdistan liefern.
Staatsterror in Cizîr
Seit nunmehr drei Tagen wird die kurdische Kreisstadt Cizîr (Cizre) in der Provinz Şirnex (Şırnak) von türkischen Sicherheitskräften belagert. Mehrere Stadtteile von Cizîr, das etwas mehr als 100.000 Einwohner zählt, werden von der lokalen Bevölkerung kontrolliert und gegen die Angriffe des türkischen Staates geschützt. Spezialeinsatzkräfte des türkischen Staates greifen immer wieder die Bezirke mit schweren Waffen an. Die Stadt ist komplett von der Außenwelt abgeriegelt. Der Gouverneur der Provinz Şirnex hat eine Ausgangssperre über die Stadt ausgerufen. Telefon-, Internet- und Stromleitungen werden immer wieder gekappt. Tausende Menschen, die in das Stadtzentrum zu ihren Bekannten und Verwandten gelangen wollen, werden von den Sicherheitskräften daran gehindert. Auch die Abgeordneten der Demokratischen Partei der Völker (HDP) wurden daran gehindert, für eine Untersuchung der Situation vor Ort nach Cizîr zu gelangen. Bislang wurden sieben Zivilisten, darunter ein einmonatiges Baby, bei den Angriffen des türkischen Staates in der Stadt ermordet.
Bewaffnete Auseinandersetzungen erreichen neue Eskalationsstufe
Gleichzeitig weiten sich die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen dem türkischen Staatskräften und der HPG weiter aus. Bei einem Anschlag auf die türkische Armee am 06. September in Geliyê Doski (Dargeçit) wurden laut Angaben der HPG 31 Soldaten getötet. Der türkische Generalstab spricht von 16 toten Soldaten.
In einem ersten Statement zu dem Vorfall in Geliyê Doski sprach der türkische Staatspräsident Erdoğan davon, dass „wenn eine Partei die 400 Abgeordneten [bei den Wahlen] erlangt, oder über verfassungsändernde Mehrheit verfügt hätte, die Situation heute eine gänzlich andere wäre.“