Eingeständnis und Hilferuf eines Offiziers

NISÊBÎN – Ein Offizier der Spezialeinheiten, die an den mehrfachen Angriffen im Bezirk Nisêbîn (türk. Nusaybin) in der Provinz Mêrdîn (türk. Mardin) beteiligt waren, hat einen Brief an den Journalisten Ali Nihat Özcan geschickt, der für eine pro-AKP Zeitung schreibt.

Özcan wiederrum hat den Brief in seiner Kolumne veröffentlicht. In dem Brief gesteht der Offizier ein, dass die Verluste und Opfer durch den türkischen Staat und desen Kriegsverbrechen zu verantworten sind.

‚SIE RUFEN UNS AUF, UNS ZU ERGEBEN‘

In seinem Brief erklärt er, dass sie in Nisêbîn nicht vorwärts kommen. Das Militär hat seine Stellungen dicht an den Barrikaden und Positionen der widerständigen Bevölkerung und diese ruft sie immer wieder dazu auf, sich zu ergeben.

Obwohl er anonyme Offizier in seinem Brief sehr offen über die Verbrechen des türkischen Staates berichtet, erklärte er auch, dass er und andere Soldaten Angst vor einem internationalen Gerichtsverfahren vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) haben, da die Kriegsverbrechen immer deutlicher werden.

Im weiteren Verlauf des Briefes entsteht ein faschistischer Diskurs über die „Ausrottung bis zum Letzten“ und einen Aufruf an Gleichgesinnte endlich „etwas zu tun“, da „morgen bereits dafür zu spät sein kann“.

‚4 BATAILLONE WURDEN IN SÛR ZERSCHLAGEN‘

Der Offizier geht in dem Brief auch auf die Gefechte in der Altstadt von Amed (türk. Diyarbakır) ein. Laut seiner Angaben begannen die Angriffe auf Sûr mit 2 Bataillone, im Verlauf der schweren Gefechte steigerte sich die Anzahl auf 18 Bataillone. Nach offizieler Beendigung der Operationen in Sûr kehrten jedoch nur 14 von ihnen zurück, somit wurden bei den Gefechten in Sûr vermutlich ganze 4 Bataillone zerschlagen.

Der Offizier sprach zudem über seinen psychischen Zustand, über seine Depression und stellt gegenüber der Regierung die Frage „wieviele Parlamentsabgeordnete bestraft wurden“ und „wieviele Gesetze erlassen“ worden sind. Mit Bezug auf die Verluste, die die Türkei jeden Tag verbüßt, sagte der Offizier: „In jedem Heim erlischen jeden Tag ein paar Lichter. Auch bei Ihnen kann ein Licht erlischen“.

ANF, 08.04.2016, ISKU

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