Das Gespann aus AKP und Erdoğan setzt ihren Völkermord an den Kurden unbeirrt fort. Im Rahmen des Völkermords werden weiterhin über verschiedene Städte, Dörfer und Regionen Tage, Wochen und Monate andauernde Ausgangssperren verhängt. Gleichzeitig werden während dieser sogenannten Ausgangssperren vom türkischen Militär Operationen durchgeführt, bei denen teils wochenlang die jeweilige Stadt mit Mörsern und Granaten beschossen wird. Als jüngstes Beispiel wären hier die Städte Şirnex (Şırnak) und Nisêbîn (Nusaybin) zu erwähnen, die mittlerweile über 50 Tage unter ständigem Beschuss des türkischen Militärs stehen. Man sehe sich nur die neuesten Bilder der Stadt Gever (Yüksekova) an, und man kann sich in etwa vorstellen, wie die beiden Städte Nisêbîn und Şirnex jetzt wohl aussehen mögen. Ob hier noch von einem militärischen Ziel dieser Operationen gesprochen werden kann, ist mehr als fraglich. Die Kurden zumindest bezeichnen es selbst als Angriffe des türkischen Staates im Rahmen eines Völkermords der gegen sie gerichtet ist und ziehen mehr und mehr Vergleiche zum Massaker von Dersim, dem Völkermord an den Armeniern oder zu der Operation Anfal, dem Genozid Saddam Husseins an den Kurden im Nordirak. Das im türkischen Parlament aktuell die Aufhebung der Immunität der kurdischen Abgeordneten behandelt wird und in der Türkei täglich mehr Journalist*innen hinter Gefängnismauern verschwinden, darf einen dann auch nicht verwundern. Sind doch gerade sie es, die ein letztes Sprachrohr der im Bombenhagel des türkischen Militärs ausharrenden kurdischen Bevölkerung darstellen.
Dass so ein Krieg gegen die eigene Bevölkerung nicht ohne Verluste geht, scheint den meisten in der Türkei allerdings noch nicht klar zu sein. Der türkische Staat tut das seinige, damit dies auch nicht all zu sehr in den Fokus rückt. Trotzdem sahen sich jetzt offizielle Quellen genötigt, die Zahl der innerhalb dieser Operationen – also seit dem 7. Juli 2015 – zu Tode gekommen „Sicherheitskräfte“ mit 480 anzugeben. Auch die Kapazität der Friedhöfe scheint ausgeschöpft. Der Polizeifriedhof, Teil des Friedhofes in Ankara, ist belegt und wurde geschlossen. Es musste eine neuer Polizeifriedhof eröffnet werden. Er befindet sich auf dem Karşıyaka-Friedhof.
Einer Meldung der Tageszeitung Cumhuriyet zu Folge ist im Krankenhaus GATA der Bereich Orthopädie und Plastische Chirugie überfüllt. Die meisten der mehr als 300 Verletzten, die hier behandelt werden, sollen zuvor in Sûr (Amed) und Nisêbîn eingesetzt gewesen sein. Es heißt, dass Militärkrankenhäuser mittlerweile für Patient*innen aus der Zivilbevölkerung nicht mehr offen stehen.
ANF, 04.05.2016, ISKU