Bakur/Nordkurdistan – Nisêbîn (Nusaybin) gehört zur Provinz Mêrdîn (Mardin). Die Stadt liegt an der Grenze zu Syrien. Seit dem 14. März ist über sie die Ausgangssperre verhängt worden. 56 Tage sind seitdem vergangen. Um das Schweigen gegenüber dem Geschehen in Nisêbîn zu durchbrechen, wurde am 3. April die Kampagne „NO MORE SILENCE“ ins Leben gerufen. Neben Journalist*innen der Medien in Rojava, haben auch Journalist*innen aus Deutschland, Kolumbien und Italien an der Kampagne teilgenommen. Abwechselnd jeweils zu zweit haben sie Wache gehalten, Nachrichten gesammelt und weiter geleitet. Jetzt haben sie ihre Eindrücke noch einmal in einem Bericht zusammengestellt.
Mit Beginn des Beschusses durch türkisches Militär haben etwa 200.000 Einwohner Nisêbîn verlassen. Etwa 35.000 harren weiter in der Stadt aus. Es gibt aktuell Kämpfe zwischen den türkischen Truppen und den zivilen Verteidigungseinheiten YPS und YPS-Jin in den Stadtteilen Zeynel Abİdin, Kışla, Abdülkadirpaşa und Qanika. Diese Stadtteile werden von den türkischen Truppen stark beschossen. Allein heute sollen vom türkischen Militär an die 240 Granaten auf erwähnte Stadtteile abgeschossen worden sein. Vor zwei Tagen fand sogar ein Beschuss der Stadt aus der Luft statt. Seit 15 Tagen soll die türkische Armee auch das völkerrechtlich geächtete Phosphor zum Einsatz bringen, wodurch viele Gebäude verbrannt und zerstört wurden. In den Stadtteilen, die sich gegen die Vertreibung im Widerstand befinden, ist seit Beginn der Militäroperation die Trinkwasser- und Stromversorgung unterbunden. Die in den Stadtteilen verbliebenen Zivilist*innen sind von jeglicher Versorgung abgeschnitten. Desweiteren hat der türkische Staat in den 4 Stadtteilen, in denen der Widerstand andauert, seit dem 19. März auf höheren Gebäuden Scharfschützen in Stellung gebracht, die ohne einen Unterschied zu machen sofort auf alles schießen, was sich bewegt. Selbst in dem auf der anderen Seite der Grenze auf syrischem Gebiet liegenden Qamislo haben 2 Menschen das Leben durch die türkischen Scharfschützen verloren, 5 weitere wurden verletzt.
BestaNûçe, 08.05.2016, ISKU