Bakur/Nordkurdistan – Die Militäroperation in der Ebene von Licê dauert weiter an. Das türkische Militär ist mit etwa 20.000 vor Ort, beschießt das Gebiet aus der Luft und vom Boden aus. Betroffen sind aktuell vor allem die Dörfer Akçabudak, Arıklı, Baharlar, Bayırlı, Çavundur, Çağdaş, Dolunay, Ergin, Hedik, Kılıçlı, Örtülü, Seydanlı, Ulucak, Yamaçlı, Yalımlı, Yorulmaz, Kayacık, Mezramıho, Sağgöze und deren Umgebung. Die Bevölkerung der Dörfer Dibek, Çağdaş, Cenazur, Yolçatı wurden zwangsvertrieben. In diesen Dörfern hat das Militär Einzug gehalten.
In Hazro, auch ein Landkreis der Provinz Amed, ist das Militär mit Baggern gekommen. Sie haben begonnen Häuser des Dorfes Helhel (Çiftlibahçe) in Brand zu stecken. Sie forderten die BewohnerInnen auf, ihre Häuser zu verlassen, das Gebiet sei „zum Sicherheitsgebiet erklärt worden“, so die Begründung. Einige BewohnerInnen, die sich weigerten, wurden verhaftet. Die Verbindungen zum Dorf sind unterbrochen.
Eine Gruppe Lebender Schutzschilde wurde gestern Abend auf der Hauptstraße zwischen Amed (Diyarbakır) und Cewlig (Bingöl) in Höhe des Dorfes Hedik vom Soldaten aufgegriffen und festgesetzt. Anschließend wurde die 75 Personen zählende Gruppe zur Kaserne verschleppt. Es handelt sich bei ihnen vor allem um Menschen aus dem Umland.
Licê, das weckt Erinnerungen, Erinnerungen an das Jahr 1993. Das Jahr, in dem das türkische Militär in Licê ein Massaker verübte. 16 Menschen fielen ihm zum Opfer, darunter auch 2 Mitglieder des Militärs, ermordet von ihren eigenen Leuten. Im Rahmen des Angriffs auf Licê wurden damals viele Häuser und Arbeitsstätten in Brand gesetzt, hunderte Menschen zwangsvertrieben. Der Prozess kann erst 21 Jahre später wieder in Gang, einen Tag bevor die Verjährung abgelaufen wäre. Angeklagt ist der damalige Kommandant der Jandarmas und ein weiterer Militär, der inzwischen jedoch verstorben ist. Der Prozess dauert an.
ANF, 25.06.2016, ISKU