Die italienische Stadt Reggio Emilia hat gestern Abdullah Öcalan die Ehrenbürgerschaft verliehen. Honoriert wurde vor allem, dass Öcalan im Kampf der Kurden um die Anerkennung ihrer nationalen und kulturellen Rechte innerhalb der Türkei eine politische Lösung anstrebt.
Die Stadt Reggio Emilia war während des 2. Weltkrieges Zentrum der gegen den Faschismus kämpfenden Partisanen. 500 Partisanen verloren im Laufe der Kämpfe damals ihr Leben, die Stadt selbst wurde fast gänzlich zerstört und die Einwohner zwangsvertrieben. Reggio Emilia ist die vierte Stadt in Italien – nach Palermo, Napolie und Palagonia –, die Abdullah Öcalan die Ehrenbürgerschaft verliehen hat. In der Erklärung der Stadt hieß es dazu weiter: „Die Ereignisse der letzten Tage in der Türkei machen noch einmal deutlich wie wichtig die Verleihung der Ehrenbürgerwürde ist.“
Unterdessen sind die Kurden selbst mehr als besorgt. Seit mehr als 15 Monaten gibt es keinen Kontakt mehr zu Abdullah Öcalan. Idris Baluken, Abgeordneter der HDP forderte die Regierung dann auch auf, einen Besuch der Familie oder seiner Anwälte bei Abdullah Öcalan zuzulassen, um Gewissheit darüber zu erlangen, in wie weit die Ereignisse in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli Auswirkungen auf die Situation auf Imrali hatte. Er machte deutlich, dass eine bloße Erklärung nicht ausreiche, die berechtigte Sorge des Volkes aus dem Weg zu räumen. Immerhin gab es in den letzten Tagen Meldungen nach denen auch Abdullah Öcalan Ziel in den Plänen der Militärs gewesen sein soll. Imrali selbst ist – seit dem Öcalan dort inhaftiert ist – militärisches Sperrgebiet. Darüber hinaus forderte Baluken die Regierung auf ihre bisher verfolgte Politik zu überdenken. Seines Erachtens gäbe zwei Wege die der Regierung offen stehen. Entweder würde das Regime so weiter machen wie bisher und zu einer Präsidialdiktatur streben, dann unterschiede sie sich in nichts von den Putschisten, oder sie heben die gegen Öcalan verhängte Isolation auf, betrachten die Kurden in der Türkei und Rojava als Bündnispartner und kehren an den Verhandlungstisch zurück.
Yeni Özgür Politika, 20.07.2016, ISKU