Bei dem Bombenattentat des IS auf die Polizeistation in Amed (Diyarbakır), dort sind die Polizeisondereinheit und Antiterroreinheit (TEM) stationiert, sind 11 Menschen zu Tode gekommen und etwa 100 Menschen verletzt worden. Unter den Todesopfern befindet sich auch Recai Altay, ehemaliger Kreiscovorsitzender der Partei der Demokratischen Regionen DBP von Çüngüş. Seine Angehörigen berichten, dass sie bei der traditionellen Waschung in der Moschee seinen Leichnam gesehen haben. Sein Leichnam sei von Wunden und Spuren von Schlägen gezeichnet gewesen. Recai Altay gehörte zu einer Gruppe von Mitgliedern der HDP und DBP, die seit Tagen auf dem Polizeirevier festgehalten worden war. Weder wurden sie einem Haftrichter vorgeführt, inhaftiert und ins Gefängnis überführt noch wurden sie frei gelassen. Weshalb sie trotzdem seit mehr als drei Wochen auf dem Polizeirevier festgehalten wurden ist unklar. Recai Altay selbst wurde dort seit 26 Tagen festgehalten.
Hinter Recai Altay liegt ein Leben, das er der Politik gewidmet hatte. In den Jahren des Militärputsches vom 12. September war er im berüchtigten Gefängnis von Diyarbakır. Später in den Gefängnissen von Buca, İstanbul, Malatya und Lice. Sakine Cansız, Vedat Aydın, Ahmet Türk, Tarık Ziya Ekinci, Ali Sarıbal und Mustafa Karasu, er kennt sie alle. Mit ihnen teilte er sein Leben im Gefängnis. Schon während des Militärputsches vom 12. September 1980 wurde er gefoltert, nun, im Ausnahmezustands wurde er erneut gefoltert und schließlich ermordet.
Es gibt ein Foto von Recai Altay. Es zeigt ihn an der zum Landkreis Çüngüş gehörenden schier bodenlosen Felsspalte Namens “Du deng”. Er steht am Rand und wirft Nelken in sie. “Du deng” ist nicht irgendeine Felsspalte. Sie ist das Grab von etwa 10.000 ermordeten Armenierinnen und Armeniern. Eine unter ihnen war auch die Großmutter von Recai Altay.
ANF, 05.11.2016, ISKU