Der HDP-Abgeordnete für Şırnak, Ferhat Encü, wurde aus dem F-Typ-Gefängnis von Kandıra entlassen, wo er seit 4. November von der Regierung als Geisel festgehalten wurde.
Die Staatsanwaltschaft Şırnak hatte 22 Jahre Haft für Encü gefordert. Nach der Entscheidung des Gerichts zog eine Gruppe von HDP-Abgeordneten vor sas Gefängnis, um ihn mit Blumen zu begrüßen.
In einer kurzen Erklärung sagte Encü, er könne nicht glücklich über seine Freilassung sein, wenn andere Parteimitglieder, einschließlich der HDP-Kovorsitzenden und etwa 70 BürgermeisterInnen, oder die zahlreichen Mitarbeiter und Funktionäre der Partei nach wie vor hinter Gittern seien, weil eine entsprechende politische Entscheidung getroffen wurde.
Encü sagte: “Die anhaltenden Inhaftierungen von HDP-Verantwortlichen zeigen, wie abhängig die Justiz in der Türkei von der Regierung ist. Ihre Bemühungen, uns während des Referendums (Anm. über das Präsidialsystem am 16. April) kaltzustellen, zeigen, dass sie ein Ja durch Unterdrückung und Inhaftierung unserer Leute erreichen wollen. Wir fordern, dass dieser Unsinn aufhört und die sofortige Freilassung aller unsere Mitglieder; dass dieses Land in Frieden leben kann und alle ethnischen Gemeinschaften zusammen leben. Dafür kämpfen wir.
Wir sind hier wegen einer politischen Entscheidung. Die Untersuchung unserer Gerichtsakten wird offenlegen, dass wir nur inhaftiert wurden, weil wir zu unserem Volk gestanden haben. Wir fürchten niemanden. Wir möchten, dass in diesem Land so schnell wie möglich Frieden einkehrt. Wir danken allen, die uns in der Gefängniszeit nicht alleine gelassen haben, allen in der Türkei und Europa, die uns Solidaritätsadressen geschickt haben, unserer Bevölkerung und allen Nicht-Regierungsorganisationen, die uns beigestanden haben. Ihr Widerstand wurde im Gefängnis zu unserem Widerstand.“
ANF, 15.02.2017, Demokratie hinter Gittern