Neues Angriffskonzept gegen die Errungenschaften der kurdischen Bevölkerung
In der Nacht vom 02. auf den 03. März kam es erneut zu einem Angriff auf die êzîdîsche Stadt Shengal, im Norden des Iraks. Während im Jahr 2014 der sog. IS die Stadt eroberte und einen Völkermord gegen die êzîdîsche Bevölkerung der Stadt beging, hat den aktuellen Angriff eine Miliz der KDP (Demokratische Partei Kurdistans) unter der Führung von Massud Barzani zu verantworten.
Gegenüber eben jener KDP und ihrem militärischer Arm, den Peshmerge, hegt die Lokalbevölkerung von Shengal ein großes Misstrauen. Denn beim Angriff des IS auf Shengal hatte die Peshmerge der KDP sich zurückgezogen und die Bevölkerung schutzlos im Stich gelassen. Nachdem der IS mit der Unterstützung der PKK und den Verteidigungseinheiten aus Rojava aus Shengal vertrieben wurde, hat die Lokalbevölkerung ihre eigenen Verteidigungskräfte und ihre eigenen Verwaltungsstrukturen errichtet. Der aktuelle Angriff der KDP richtet sich eben gegen jene Selbstverwaltung der Êzîden in Shengal. Bei den Kämpfen kam es zu Toten und Verletzten auf beiden Seiten.
Es ist kein Zufall, dass diese Angriffe auf die Êzîden durch KDP-nahe Gruppen, die Massoud Barzani unterstehen, unmittelbar nach seinem Treffen mit Vertretern des türkischen Staates bei seinem Besuch in Ankara erfolgen. Die KDP und die AKP greifen gemeinsam die Êzîden an. Nach Angaben aus der Region sind die Angreifer Kämpfer, die von türkischen Kräften in Bashiqa (in der Nähe von Mossul) ausgebildet wurden. Es ist völlig inakzeptabel, dass sie die Êzîden angreifen, die nach den IS-Verbrechen unter ohnehin sehr schwierigen Bedingungen leben müssen. Vor diesen Angriffen hatte der türkische Präsident Erdogan Shengal in Visier genommen und bedroht. Erdogans Rhetorik und die aktuellen Angriffe sind anti-kurdischer Natur.
Wenig überraschend ist, dass die Türkei und mit ihr agierende islamistische Gruppierungen gleichzeitig auch in Rojava die Stadt Minbic angreifen, die im vergangenen Jahr vom IS befreit worden ist. Der türkische Staat führt derzeit über nationale Grenzen hinweg einen Vernichtungskrieg gegen die kurdische Bevölkerung. Dass sich die KDP und Barzani zum Handlanger dieser Politik machen, wird von der kurdischen Bevölkerung nicht vergessen werden.
Die Ziele, die die AKP mit der Bedrohung Shengals verfolgt, sind klar: die kurdischen Errungenschaften zu ersticken, die Revolution von Rojava zu vernichten, den Kampf gegen den IS zu schwächen und einen inner-kurdischen Krieg zu provozieren. Wir fordern die KDP dazu auf, sich dieser historisch düsteren Politik entgegenzustellen und alle Kriegshandlungen sofort zu beenden. Die KDP-nahen Gruppen müssen sich umgehen aus Shengal zurückziehen.
Wir rufen die internationale Gemeinschaft dazu auf, sich an die Seite der êzîdischen Bevölkerung zu stellen und Druck auf die KDP auszuüben, damit sie ihre Kriegshandlungen sofort einstellt. Ebenso rufen wir dazu, die Kriegs- und Vernichtungspolitik des türkischen Staates nicht weiter zu dulden. Wer heute noch die Augen vor der faschistischen Politik der AKP verschließt, macht sich der Kriegsverbrechen dieses Regimes mitschuldig!
NAV-DEM
Demokratisches Gesellschaftszentrum der KurdInnen in Deutschland e.V.
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