Wir, die Frauenfreiheitsbewegung der Êzid*innen in Europa TAJÊ, begrüßen im Namen aller unserer Mitfrauen die Autonomie Şengals!
Am 20.08.2017, kurz nach dem 3. Jahrestag des Genozids/Feminizids an den Êzid*innen in der Şengal-Region, hat die dortige basisdemokratisch organisierte Bevölkerung, für die Autonomie Şengals, ähnlich dem demokratisch konföderalistischen Gesellschaftsmodell in Rojava / Nordsyrien, gewählt. Damit ist das Fundament für eine frauenbefreite, gerechte, demokratische und friedvolle Gesellschaft geschaffen worden.
Wir begrüßen es sehr, dass die Frauen, sowohl hinsichtlich des Projektes „Autonomie Şengal“, wie auch innerhalb des 23-Punkte Planes, was die Grundlage der „Autonomie“ bildet, autonom und selbstbestimmt basisdemokratisch ihre Belange organisieren. Ihre Entscheidungen sind demnach gesamtgesellschaftlich bindend.
Das Projekt „Autonomie Şengal“, ist nach Rojava, weltweit das zweite gesamtgesellschaftlich, basisdemokratisch organisierte Gesellschaftsmodell. Dem sog. „23-Punkte-Plan“ sind die Besonderheiten des Gesellschaftsmodelles, zu entnehmen sind.
Heute haben die Êzîden in dem Gebirge Şengal eigene Verteidigungsseinheiten von Şengal (YBŞ) und die êzîdischen Frauenverteidigungseinheiten (YJŞ), die für die Verteidigung sorgen. Darüber hinaus sind Selbstverwaltungsstrukturen, wie Frauen- und Volksräte gegründet worden.
Es sind insbesondere die Frauen, die diesen Prozess der Selbstorganisierung als Antwort auf den Genozid und Feminizid vorantreiben und aktiv durchführen. Die Frauen in Şengal nehmen ihr Schicksal als Subjekt selbst in die Hände und bestimmen und organisieren sich als Frauenfreiheitsbewegung der Êzidinnen (TAJÊ) in Şengal. Sie sind nunmehr aktive Akteur*innen bei der Gestaltung und Umsetzung des Gesellschaftsmodelles, das zum Hauptziel hat eine dezentrale, frauenbefreite, basisdemokratische, multireligiöse und multiethnische zu sein.
Diese Organisierungsform ist für die vielfältigen Menschen, die in dieser historischen Region leben, die seit Jahrtausenden von Massakern übersät wird, die Garantie für ein selbstbestimmtes, friedvolles, diverses, frauenbefreites, herrschaftsfreies Leben.
Ein Gesellschaftsmodell das auch Religionsgemeinschaften und ethnische Gruppen, wie die Assyrer, Khaldäer, Mänder, Khakai, Turkmenen und vielen mehr, die von der Ausrottung und Verdrängung dort in der Region bedroht sind, mit organisiert, einschließt und schützt.
Innerhalb des 23-Punkte-Planes ist auch geregelt, dass die Menschen der Region ihre legitimen Selbstverteidigungskräfte selbst stellen. Diese sind dazu da, dass sie sich und die Menschen in der Region gegen Angriffe nicht nur verteidigen sondern auch nachhaltig schützen.
In diesem Sinne: Jin Jiyan Azadî! Frauen Leben Freiheit! Women Live Freedom!
Frauenfreiheitsbewegung der Êzidinnen TAJÊ-International
Unterstützerin: Dachverband des Êzidischen Frauenrats e.V. E-Mail: ezidischer-frauenrat@web.de