Während in den deutschen Medien, wie der ARD Tagesschau von nahe zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen geflüstert wird, hat der türkische Staat alleine in den vergangenen drei Tagen nach bisherigen Angaben 7 Menschen ermordet, darunter mehrere Kinder, das jüngste wurde nur 11 Jahre alt, Dutzende weitere wurden verwundet, davon viele schwer oder lebensbedrohlich. Ein Beispiel für die menschenverachtende Politik und den faschistischen Krieg der Türkei gegen das kurdische Volk ist Hediye Şen, die junge Mutter wurde im Alter von 30 Jahren durch eine türkische Spezialeinheit mit drei Kugeln ermordet.
Neben diesen extralegalen Hinrichtungen gehen die brutalen Staatsbanden vor allem auch gegen Oppositionspolitiker_innen und kritische Journalist_innen vor. So berichtete der HDP-Abgeordnete Ferhat Encü, dass Spezialeinheiten unter anderem ein Haus in Silopi mit gezogener Waffe stürmten, indem sich Encü zum Zeitpunkt aufhielt, die Spezialeinheiten drohten die sich im Haus befindlichen Menschen zu erschießen und nahm sie unter massiver Gewalt fest.
Ein anderes Beispiel ist die JINHA Reporterin Beritan Canözer, die in Amed unter fadenscheinigen Vorwürfen seit über drei Tagen festgehalten wird und mittlerweile in Untersuchungshaft sitzt.
Die staatlichen Banden aus Polizei und Armee versuchen weiterhin in die selbstverwalteten Gebiete und Stadtteile vorzudringen und bekommen dazu mehr und mehr Verstärkung. Während anfangs noch gepanzerte Polizeifahrzeuge und Wasserwerfer die Wahl für ihre Einsätze war, so sind es mittlerweile Panzer und Helikopter.
Zwei von vielen Beispielen sind dabei sicherlich das Artilleriefeuer auf die seit 16 Tagen unter Ausgangssperre stehende Altstadt Sûr im Zentrum von Amed, bei dem mehrere Menschen zum Teil schwer verletzt wurden. Den Rettungskräften wird von staatlicher Seite untersagt zu den betroffenen Menschen zu gelangen, so dass hier von einer massiven Menschenrechtsverletzung gesprochen werden muss.
Ein anderes Beispiel sehen wir in Silopi, wo vor kurzem Panzer im Stadtzentrum stationiert worden sind, um die selbstverwalteten Viertel unter Feuer nehmen zu können. Gleichzeitig gibt es massive Luftangriffe durch türkische Kampfhubschrauber.
So wie es den Rettungskräften in Amed untersagt wird zu den betroffenen Menschen zu gelangen, so wird auch menschenrechtlichen Delegationen, wie einer HDP-Delegation, der Weg nach Cizîr versperrt. Dort sperrte das türkische Militär die Straßen und hielt die parlamentarische Delegation gewaltsam davon ab, sich die Lage in der seit Tagen von der Außenwelt abgeschnittenen Stadt vor Augen zu führen.
In Anbetracht dieser Tatsachen ist es ein Hohn von bürgerkriegsähnlichen Zuständen zu sprechen. Was in der Süd-Ost-Türkei, was in Bakûr (Nordkurdistan) von statten geht ist Krieg. Der türkische Staat geht massiv militärisch gegen ethnische Minderheiten im eigenen Staatsgebiet vor und erklärt das kurdische Volk durch seine Handlungen zum Todfeind.
Die Völker Bakûrs leisten auf allen Ebenen einen wachsenden Widerstand. Selbstverwaltung und Selbstverteidigung gehen Hand in Hand und bringen den türkischen Staat unter Erdoğans AKP an ihre Grenzen. Trotz massiver Aufrüstung und militärischer Stationierung in Bakûr gelingt es den türkischen Streitkräften nicht in die selbstverwalteten Gebiete vorzudringen und sie erneut zu besetzen.
„Jetzt heißt es Erfolg oder Erfolg“ – nach einem kurdischen Kämpfer während der Şengal-Offensive
ISKU, Florian Holz, 21.12.2015