MÊRDÎN/BEDHÎNAN – Am 19., 20. und 21. Mai kam es zu massiven Luftangriffen sowohl auf die schwer umkämpfte kurdische Stadt Nisêbîn (türk. Nusaybin) im Süd-Osten des türkisch besetzten Teils Kurdistans, als auch in den im Nordirak gelegenen Medya Verteidigungsgebieten der kurdischen Guerilla.
Aus der umkämpften Stadt Nisêbîn an der türkischen Grenze zu Rojava/Nordsyrien meldete die Generalkoordination der Zivilen Verteidigungseinheiten (YPS – Yekîneyên Parastina Sivîl), dass die Stadt am Abend des 19. Mai von Kampfflugzeugen der türkischen Luftwaffe mehrfch bombardiert wurde. Darüber hinaus soll es auch zum Einsatz chemischer Kampfstoffe gekommen sein, da Bevölkerung und Selbstverteidigungskräfte über Haut- und Augenreizungen, sowie Atemwegsprobleme klagen.
Am schwersten betroffen seien die Stadtteile Şehid Gelhat und Şehid Alika, die unter starkem Beschuss durch Artillerie, anderen schweren Waffen und Phosphorbomben, so genannten Brandbomben, steht. Die YPS meldete zudem, dass 6 Kräfte der türkischen Armee ausgeschaltet, sowie 6 gepanzerte Fahrzeuge zerstört werden konnten.
Gestern folgte eine weitere Mitteilung, inder über einen erneuten Luftangriff am 21. Mai gegen 15:45 Uhr gesprochen wird, dabei soll vor allem der Stadtteil Fırat getroffen worden sein. Die immer heftiger werdenden Angriffe des türkischen Staates lassen sich laut der YPS auf den anhaltenden Misserfolg der türkischen Streitkräfte zurückverfolgen, diesen gelingt es weiterhin nicht einen Fuß in die selbstverwalteten Gebiete zu setzen.
Die Luftangriffe auf Nisêbîn seien zudem im Rahmen der „no silence“ Kampagne von Journalisten aus der unmittelbar auf ’syrischer‘ Seite gelegenen Stadt Qamişlo gefilmt und dokumentiert worden. Die Kampagne „no silence“ wurde ins Leben gerufen, um die Gräueltaten und Verbrechen des türkischen Staates auf die kurdischen Gebiete und Orte zu dokumentieren und der Weltöffentlichkeit sichtbar zu machen.
Auch die Guerilla der HPG (Hêzên Parastina Gel – Volksverteidigungskräfte) melden aus der ‚türkisch-irakischen‘ Grenzregion, den sogenannten Medya Verteidigungsgebieten eine Reihe von Luftangriffen des türkischen Militärs. Diese nahmen an Intensität zu, nachdem die kurdische Guerilla Videomaterial veröffentlichte, in dem ein türkischer Kampfhelikopter des Typs Kobra durch einen Guerillakämpfer abgeschossen wurde. Die türkische Regierung versuchte dies zu vertuschen und erklärte zunächst, es handle sich um einen technischen Defekt. Nach Veröffentlichung des Videomaterials gestand die türkische Regierung ein, dass es auch ein Abschuss gewesen sein kann.
Das Pressezentrum der HPG veröffentlichte bezüglich der Bombardierungen folgende Daten:
19. Mai – Eine Ortschaft nahe Ranya Pirê in Xakurke im Zeitraum zwischen 14.00 – 16.00 Uhr,
19. Mai – Die Hügel rund um Ranya Pirê and Kurê Mızgeftê im Zeitraum zwischen 22.00 – 23.00 Uhr,
20. Mai – Eine Ortschaft nahe Ranya Pirê im Zeitraum zwischen 13.30 – 14.00 Uhr,
20. Mai – Die Umgebung der Dörfer Şêranê, Yekmalê, Kanisarkê und Sermankê Kevn, sowie des Ortes Deşta Kafya in Garê im Zeitraum zwischen 10.00 – 12.00 Uhr,
20. Mai – Die Gebiete Sümbül und Girê Berxa in der Region Zagros im Zeitraum zwischen 10.00 – 11.00 Uhr.
ANF, 21.05.2016, ISKU
https://www.youtube.com/watch?v=tAtAePMKUKE