Die türkische Luftwaffe hat zu einem großangelegten Angriff auf kurdische Gebiete jenseits der türkischen Staatsgrenzen angesetzt. Ziele waren Orte in Rojava (Nordsyrien) und in Şengal (Südkurdistan/Nordirak). Den ersten Informationen zufolge wurden bei dem Angriff auf Rojava 18 Kämpferinnen und Kämpfer der YPG (Volksverteidigungseinheiten) getötet. Beim Angriff auf Şengal kamen laut bisherigen Erkenntnissen ein Zivilist, ein Kämpfer der Şengal Verteidigungseinheiten (YBŞ) und fünf Peshmerga-Kämpfer ums Leben.
In der Nacht gegen 2:00 Uhr griff die türkische Luftwaffe mit ca. 26 Kampfflugzeugen Dêrik im Kanton Cizîrê (Rojava/Demokratische Föderation Nordsyrien) und vier Dörfer an. Weiterhin wurden Amuda, eine Hochzeitshalle im Dorf Heriko und das Wadi Kisra in Şengal mit fünf Luftschlägen unter Beschuss genommen. Außerdem wurde der Qarachox Berg in der Region Dêrik angegriffen. Ziel waren auch die Radiostationen der Region.
Im Zusammenhang mit dem Bombardement von Amuda und den Dörfern von Kisra wurde das Mobilfunknetz „Korek“, das von Masoud Barazanî und der France Telecom betrieben wird, abgeschaltet. Das scheint ein klarer Hinweis auf die Zusammenarbeit der südkurdischen KDP und dem türkischen Staat aufzuzeigen.
Bei den Angriffen der Luftwaffe wurden auch die Einrichtungen des Radiosenders „Denge Rojava“ (Stimme von Rojava) auf dem Karachox Berg komplett zerstört, auch die Stimme Şengals der Radiosender ÇIRA Radyo wurde zerstört.
Weiterhin kreisen die Kampfjets über der Großstadt Qamishlo (Kanton Cizîre) und über den Dörfern von Şengal.
Die Generalkommandantur der Volksverteidigungseinheiten YPG gab folgende Erklärung ab:
„Um 2:00 Uhr am Dienstag, den 25. April 2017, starteten türkische Flugzeuge einen großangelegten Angriff auf das Hauptquartier des Generalkommandos der Volksverteidigungseinheiten YPG im Berg Karachox in der Nähe der Stadt Derik, wo sich auch ein Medienzentrum, ein lokaler Radiosender, Kommunikationszentralen sowie einige militärische Institutionen befinden. Dieser heimtückische Angriff hat zum Tod und zur Verwundung einer Anzahl unserer Mitglieder geführt. Weitere Details werden später veröffentlicht.
Wir als die Volksverteidigungseinheiten erklären, dass dieser feige Angriff unsere Entschlossenheit und unseren freien Willen, den Terrorismus zu bekämpfen, nicht beeinträchtigen wird.“
Nach Informationen des YBŞ Kommandanten Mazlum Şingal wurden in Şengal eine YBŞ Kämpfer und fünf Peshmerga getötet, berichtet die kurdische Nachrichtenagentur ANF. Unbestätigten Angaben zufolge sollen auf dem Karachox Berg in Rojava 18 YPG KämpferInnen ums Leben gekommen sein.
Der Ko-Vorsitzende der Partei der Demokratischen Einheit PYD Salîh Muslîm erklärte: „Die Anti-ISIS-Koalitionskräfte sollten nicht schweigen, wenn die Türkei Rojava und Şengal angreift.“
Kampfflugzeuge über Kandil
Seit den Mittagstunden überfliegt die türkische Luftwaffe auch die Kandilberge in Südkurdistan. Bisher liegen noch keine Informationen über direkte Angriffe vor. In den letzten Tagen gab es immer wieder Angriffe der Luftwaffe gegen zivile Dörfer im Kandil.
ANHA, ANF, 25.04.2017, ISKU
weiter Bilder siehe: http://en.hawarnews.com/photos-speak-about-turkish-occupation-barbarity/