Die Reaktionen auf den Exzess der Gewalt von Erdoğans Bodyguards in Washington halten an und schlagen weiterhin hohe Wellen. Während des Staatsbesuchs Erdoğans in Washington letzte Woche hatte auf der gegenüber liegenden Seite des Konsulats eine handvoll Menschen friedlich gegen Erdoğans Politik protestiert, bis sich eine Meute seiner Bodyguards auf die friedlich Protestierenden stürzte. Was dann folgte war ein Exzess der Gewalt. Selbst als die Protestierenden bereits am Boden lagen wurden sie weiter geschlagen und getreten. Filmaufnahmen belegen, wie die Bodyguards Erdoğans weiter auf sie einschlugen. Eines ihrer Opfer traten sie sogar mehrmals mitten ins Gesicht. Die Tatsache, dass sich die schier unfassbaren Szenen vor laufenden Kameras abspielten, die maßlose Gewalt mit der die Bodyguards des Diktators vom Bosporus gegen die Protestierenden vorgingen lassen erahnen, was man in der Türkei gegenüber friedlich protestierenden Bürgern und Bürgerinnen, die nichts weiter machen als ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen, zu tun gewohnt ist. Erdoğan selbst war vor Ort, schaute sich die Szenen von Ferne an, um dann ins Gebäude des Konsulats zu wechseln. Welche Rolle er bei dem Übergriff spielte ist noch unklar, aber es gibt Vorwürfe, er sei nicht ganz unschuldig an den Szenen. Das amerikanische Außenkomitee des Kongresses verabschiedete inzwischen eine Protestnote, in der sie die Türkei wegen der Übergriffe scharf verurteilte. Der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, einer der beiden Kammern des amerikanischen Kongresses, Paul Ryan, forderte dann auch eine offizielle Entschuldigung der Türkei. Während dessen untersuchte die New York Times Filmaufnahmen der Szenen. Sie veröffentlichte Bilder von 24 Angreifern, die sie in den Aufnahmen ausfindig machen konnte. Bei ihnen handelt es sich vornehmlich um Bodyguards von Erdoğan sowie sechs seiner Anhänger.
ANF, 26.05.2017, ISKU