DAS VERGESSEN IST EIN ZWEITER TOD

Zum 101. Jahrestag des Völkermords an den Armeniern:

Vor 101 Jahr, am 24. April 1915 wurden mehr als zweihundert armenische Intellektuelle und Politiker im damaligen Konstantinopel in einer Nacht und Nebelaktion verhaftet, deportiert und grausam ermordet. Dieses Datum markiert den Beginn der Gräueltaten, den Beginn des Völkermords an den christlichen Minderheiten im Osmanischen Reich.

Wir, die Plattform der demokratischen Kräfte aus der Türkei und Kurdistan sowie der Europäische Kongress für den Frieden und Demokratie erinnern heute an diesen Genozid, der an den Armeniern, an den Asyrern/Aramäern und anderen christlichen Minderheiten verübt worden ist.

Wir sagen kein Vergessen, kein Vergeben!

Die Türkei verweigert sich bis heute diesen nicht zu leugnenden oder umzudeutenden Genozid als solchen aufzuarbeiten und anzuerkennen. Wer dieser Weigerung widerspricht, muss mit Strafverfolgung, Berufsverbot und Gefahr für Leib und Leben rechnen. Damals wie heute beruht die herrschende Ideologie auf der Vorstellung einer Rasse, einer Religion, einer Sprache und einer Fahne. Es ist die Ideologie, mit der auch heute die Herrschenden versuchen, eine homogene Gesellschaft aufzubauen, in der alles diesem Ziel Entgegenstehende als „Fremdelement“ diskriminiert und beseitigt wird. Wir erinnern an die Kriegsverbrechen beispielsweise in Dersim, Trakien, Kocgieri, Sivas, Roboski. Auch sie und viele andere warten auf die Aufarbeitung, die Bestrafung der direkt und indirekt Verantwortlichen.

So setzt das Regime unter dem Despoten Erdogan diese Politik der Vernichtung und der Assimilation gegen unsere Völker fort. Der durch ihn und seinem System geschürte Hass gegen Armenier, Alewiten, Kurden und andere Minderheiten in der Türkei erreicht neue Dimensionen.

Im 101. Jahrestag des Genozids an dem armenischen Volk werden in Kurdistan die Städte, die ihre Selbstverwaltung ausgerufen haben wie Cizre, Diyarbakir-Sur, Silopi, Idil, Nusaybin, Sirnak, Yüksekova aus der Luft und von Boden aus mit schweren Artillerie angegriffen und dem Erdboden gleichgemacht. Mehrere Monate andauernde Ausgangssperren werden von Scharfschützen durchgesetzt. Angehörige, die die Leichen ihrer Kinder bergen wollen, werden erschossen. In diesen Städten werden die Häuser und Grundstücke ganzer Stadtviertel per Regierungsbeschluss den Eigentümern enteignet und dem Staat übertragen. So wurde in Diyarbakir-Sur die älteste Kirche der Region durch die „Sicherheitskräfte“ zuerst zerstört und dann wie auch vier andere Kirchen enteignet – die erst vor wenigen Jahren wieder errichtete armenische Kirche.

Wir werden nicht vergessen und nicht vergeben,

dass das deutsche Kaiserreich mit seinen ans Osmanische Reich ausgeliehenen Offizieren an der Planung und Ausführung des Genozids beteiligt und mitverantwortlich war.

Wir werden nicht vergessen, dass der Deutsche Bundestag sich bis heute geweigert hat, den Genozid als Genozid anzuerkennen, obwohl es von armenischer Seite und leider nur wenigen Bundestagsabgeordneten sowie vielen Initiativen immer wieder angemahnt wurde. Die Bundesregierung und die sie stützende Parteien möchten Despoten Erdogan nicht verärgern, denn er wird gebraucht in ihrem dem völkerrechtswidrigen Kampf gegen die Flüchtenden.

Wir fordern:

– die Anerkennung des Genozids als solche!

– keine Duldung der türkischen Verleugnungspolitik!

– Stoppt den Staatsterror in Kurdistan!


NAV-DEM

Demokratisches Gesellschaftszentrum der KurdInnen in Deutschland e. V.
Navenda Civaka Demokratîk ya Kurdên li Almanyayê
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