Pressemitteilung: Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit, 10.10.2015
Bei einer Friedenskundgebung vor dem Bahnhof von Ankara sind am heutigen Morgen mehrere Bomben explodiert. Nach ersten Erkenntnissen sind dabei mindestens 27 TeilnehmerInnen der Kundgebung ums Leben gekommen. Augenzeugen sprechen zudem von hunderten Verletzten. Zudem seien Mediziner und Zivilisten, die den Verletzten zur Hilfe eilen wollten, durch die türkische Polizei mit Gasgranaten angegriffen worden.
Zu der Friedenskundgebung hatten die Gewerkschaften DISK (Konföderation der Revolutionären ArbeiterInnen-Gewerkschaft) und KESK (Konföderation der Gewerkschaften der ArbeiterInnen des Öffentlichen Dienstes), sowie die Berufsverbände TMMOB (Ingenieurs- und Architektenkammer der Türkei) und TTB (Ärztekammer der Türkei) aufgerufen. Dem Aufruf waren neben der Demokratischen Partei der Völker (HDP) auch zahlreiche linke und demokratische Parteien und Organisationen aus der Türkei gefolgt. Laut Angaben des HDP Abgeordneten Sırrı Süreyya Önder ereigneten sich insgesamt drei Bombenexplosionen auf der Kundgebung, die allesamt im Menschenblock der HDP hochgingen.
Für den Sonntag wurde eine Erklärung zur Waffenruhe der KCK erwartet
Der Kovorsitzende des Kongra-Gel (Volkskongress Kurdistans), Remzi Kartal, hatte am 09. Oktober in einem Interview mit dem Fernsehsender Med Nuçe TV erklärt, dass der KCK am Sonntag eine vorübergehende Waffenruhe erklären werde. „Mit der Waffenruhe sollen die demokratischen Kräfte gestärkt werden. Alle, die eine Waffenruhe fordern, müssen nun diesen Prozess unterstützen“, so Kartal. Dass der Bombenanschlag sich nun einen Tag vor der erwarteten Ankündigung einer Waffenruhe ereignete, wird von vielen Kreisen als ein direkter Angriff auf die Bestrebungen für ein Ende der Auseinandersetzungen gewertet.
„Wir haben es mit einem massenmordenden Staatsverständnis zu tun“
Der HDP-Kovorsitzende Selahattin Demirtaş macht die Regierung für den Bombenanschlag mitverantwortlich. In einer ersten Presseerklärung in Istanbul ruft Demirtaş die Menschen dazu auf, nach Ankara zu blicken. „Dort liegen die Leichname der Opfer noch am Boden, es wird versucht, die Verletzten in Krankenhäuser zu transportieren. Und mitten in dieser Atmosphäre beschießt die Polizei die Menschenmenge mit Gasgranaten, die Krankenwagen werden nicht zum Tatort vorgelassen. Mitten in Ankara findet ein Massaker statt, aber zum Ort des Geschehens werden keine Krankenwagen vorgelassen, sondern Polizeikräfte. Anscheinend soll dort bewusst die Zahl der Todesopfer in die Höhe getrieben werden. Nun wird der Staatspräsident in die Öffentlichkeit treten, in unsere Augen schauen und alle Seiten zur Zurückhaltung aufrufen, während gleichzeitig die Polizeikräfte, die unter seinem Befehl stehen, die Verletzten am Tatort mit Gasgranaten beschießen“, so Demirtaş. Der HDP- Kovorsitzende spricht davon, dass man es „mit einem mafiosen, mörderischen und massenmordenden Staatsverständnis“ zu tun habe.
Weitere Informationen folgen in Kürze auf: http://civaka-azad.org/bombenanschlaege-auf-friedenskundgebung-in-ankara-mindestens-27-tote/