Die Garantie unserer Freiheit ist Selbstverteidiung !
Wir begrüßen die Mirabel Schwestern, die den 25. November mit ihrer festen Einstellung gegen das faschistische Gesicht und Regime des patriarchalen Systems kreiert haben. Die Mirabel Schwestern repräsentierten mit ihrem würdevollen Leben die Einstellung der Frau basierend auf Organisation, Bewußtsein und Widerstand. Sie wurden für uns zu Vorreiterinnen wie unzählige andere Frauen, die seit Tausenden von Jahren überall auf der Welt den gleichen Zielen und demselben Freiheitsglauben Widerstand leisten.
Das Jahr 2015 war geprägt von Angriffen und Vernichtungspolitiken der Mächte, Regimes und Mentalitäten des patriarchalen Systems gegen Frauen, die Natur und die Gesellschaft.
Im Mittleren Osten hat das patriarchale System, das unter dem Namen „Islamischer Staat“ agiert, seine barbarischsten Angriffe und Massaker gegen die Frauen und Völker des Mittleren Ostens, allen voran gegen die kurdischen Frauen und das kurdische Volk, ausgeübt. Der Islamische Staat begegnet uns als die hässlichste Form des patriarchalen Systems. Der Ausdruck des Patriarchats im Mittleren Osten ist der Islamische Staat (IS), der der Frau, der Demokratie und der Freiheit als Feind gegenübersteht. In Afghanistan heißt es Taliban, in Nigeria Boko Haram. Diese Banden, die gegen die demokratische, ökologische und geschlechterbefreiende Revolution kämpfen, die sich gerade im Mittleren Osten entwickelt, können nicht isoliert von den chauvinistischen türkischen, arabischen und iranischen Staaten betrachtet werden.
Erdogan und sein AKP-Regime, die sich in der Türkei durch einen zivilen Putsch und faschistische Angriffe auf Zivilist_innen an der Regierung halten konnten, scheuen nicht davor zurück, den IS mit allen Mitteln zu unterstützen und machen auch kein Geheimnis daraus. Die USA und die EU, als Großmächte des kapitalistischen Systems, leisten dem Erdogan-Regime politische und militärische Unterstützung. Während die Koalitionsländer dem Schein nach den IS bombardieren, unterstützen sie den türkischen Staat und seine Armee, die Operationen gegen kurdischen Revolutionärinnen, die eigentlich gegen den IS kämpfen, durchführen und die Menschen, die sich für Freiheit, Frieden und Demokratie einsetzen, bombardieren. Dies ist ein weiterer Ausdruck der schmutzigen Partnerschaften und Bündnisse verschiedener patriarchaler Kräfte. Diese Bündnisse sind der Grund für die Ermordung und Versklavung von Frauen und für die Vergewaltigungskultur. Die Verantwortung für die Angriffe gegen Frauen und gegen die Völker im Mittleren Osten trägt diese schmutzige Zusammenarbeit der Großmächte.
Die aktuelle Fluchtwelle vom Mittleren Osten und Afrika in die westlichen Länder ist eine große menschliche Tragödie. Diese Tragödie ist das Ergebnis der schmutzigen profitorientierten Bündnisse. Diejenigen Kräfte, die Kriege auslösen, um durch Waffenverkäufe Gewinn zu machen, die Menschen zur Flucht treiben, die auf Kosten geflüchteter Frauen und Völker Geschäfte machen, verurteilen wir anläßlich des 25. Novembers und wollen unsere Selbstverteidigung weiter vorantreiben, um uns, unsere Existenz und unser Umfeld zu schützen. Denn diese Politik selbst ist die Gewalt und die Kriegsrealität, mit der wir uns als Frauen konfrontiert sehen. Ob im Mittleren Osten, in Afrika oder in Europa – der Ursprung all dieser Unterdrückung und Gewalt liegt bei diesen Bündnissen und ihrer Politik.
Als kurdische Frauenbewegung sind wir der Meinung, dass es nicht ausreicht, die Gewalt der patriarchalen Systeme nur zu verurteilen. Um dem Widerstand der Mirabelschwestern gerecht zu werden, wollen wir weiterhin unser neues soziales System basierend auf der Freiheit der Frau aufbauen. Von Rojava (Westkurdistan) nach Bakur (Nordkurdistan), von Bashur (Südkurdistan) nach Rojhilat (Ostkurdistan), bauen wir unsere Selbstverwaltung als kurdische, arabische, türkische, armenische, assyrische, persische, turkmenische Frauen auf. Und für die Garantie hierfür entwickeln wir unsere Selbstverteidigung überall. Denn wir wissen, dass das patriarchale System nicht nur mit Parolen zerschmettert werden kann. Seine Gewaltwelle kann nicht durch bloße Forderungen gebrochen werden.
Heute sind wir mit dem dritten Weltkrieg gegen die Frau und die Demokratie- und Freiheitsziele unserer Völker konfrontiert. Eine gnadenlose Welle der Gewalt organisiert sich gegen die mobilisierte, Widerstand leistende Frau. Um uns und unsere Existenz gegen den Krieg zu schützen, sind wir auf den Bergen, auf den Straßen, auf Wegen und im Widerstand. Von Haus zu Haus stärken wie das Bewußtsein und die Organisation der Frau. Indem wir die Selbstverteidigung der Frau aufbauen, werden wir die Fesseln die uns angelegt werden willen, zerstören. Ekin Van, die in der Stadt Varto in Nordkurdistan die Selbstverteidigung der Frau antrieb, wurde von der faschistischen türkischen Armee hingerichtet und ihr nackter Körper gefoltert und zur Schau gestellt. Unsere Freundin Ekin wurde zum Symbol unseres Widerstands und unserer Autonomie. Mit der Parole « Ekin Vans Körper ist unser Körper, ihr Widerstand ist unser Widerstand » fordern kurdische Frauen Rechenschaft und sind entschieden in der Vorantreibung ihrer Selbstverteidigungskraft.
Dem 25. November recht zu werden bedeutet, den Geist und die Gedanken der Mirabel- Schwestern in der Dominikanischen Republik, von Sakine Cansiz in Paris, Arin Mirkan in Kobane in der Praxis zu verwirklichen. Selbstverteidigung ist das Lebensrecht der Frau. Lasst uns dieses Recht dazu benutzen, indem wir eine demokratische, ökologische, geschlechterbefreite Selbstverwaltung aufbauen.
Wir stehen hinter dem Aufruf zum 25. November der Frauen, die momentan in Nordkurdistan und in Rojava die wachsenden basisdemokratischen autonomen Selbstverwaltungsstrukturen aufbauen und diese mit Selbstverteidigung schützen « Die Garantie unserer Freiheit ist Selbstverteidigung »
Es lebe unser Kampf und die internationale Frauensolidarität !
Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E)