Im Folgenden geben wir Ausschnitte eines Briefes der Hungerstreikenden aus dem Gefängnis von Şakran wieder, den diese an die Öffentlichkeit gerichtet haben:
„Ein Leben, für das man bereit ist, in den Tod zu gehen, ist ein würdevolles, sinnvolles und wertvolles und freies Leben. Wir haben uns dazu entschieden, entweder solch ein Leben zu leben oder es überhaupt nicht zu tun“, beginnt der Brief der hungerstreikenden Gefangenen der PKK (Arbeiterpartei Kurdistan) und PAJK (Partei der Freien Frau Kurdistans).
Die Hungerstreikenden machen in ihrem Brief auf die verschärfte Isolation Abdullah Öcalans aufmerksam, die nach dem gescheiterten Militärputsch Mitte letzten Jahres einen neuen Höhepunkt erreicht habe. Sie erklären, dass ihre Geduld gegenüber dieser Praxis der AKP am Ende sei und sie diese Isolation nicht mehr hinnehmen können.
Auch auf die Haftbedingungen in den übrigen Gefängnissen der Türkei gehen die Gefangenen in ihrem Brief ein: „Soziale und kulturelle Betätigungsmöglichkeiten in den Gefängnissen wurden völlig eingestellt, die Möglichkeiten für Besuche und Telefonate wurden deutlich eingeschränkt, die Möglichkeiten für Bildungsarbeiten wurden beseitigt, dasselbe gilt für sportliche und künstlerische Betätigungsmöglichkeiten, selbst die Bedingungen, mit anderen Gefangenen Gespräche zu führen, gibt es kaum. Insgesamt haben die Gefängnisleitungen den Druck in den Haftanstalten erhöht und setzen die Gefangenen willkürlicher Praktiken aus.“
Die Gefangenen erklären, dass die erschwerten Haftbedingungen einerseits direkt vom Justizministerium ausgehen, welches per Runderlass an die Gefängnisleitungen die Verschärfungen angeordnet habe. Andererseits sei man aber auch zunehmender Willkür der Gefängnisleitungen selbst ausgesetzt. So komme es im Şakran-Gefängnis dazu, dass kranke Gefangene in Handschellen zur ärztlichen Behandlung geführt werden. Auch gäbe es Fälle, in denen den kranken Gefangenen die medizinische Behandlung verweigert oder nur sehr spät zugelassen werde. Zudem sei in den Gefängnissen psychologische und physische Folter durch die Gefängniswärter praktisch zum Teil des Alltags geworden. Demnach durchsuchen die Wärter willkürlich immer wieder die Zellen der Gefangenen, was letztlich weniger einer Durchsuchung sondern mehr einer Verwüstung gleichkomme. Auch regelmäßige und unangekündigte Nacktdurchsuchungen der Gefangenen gehöre mittlerweile zur gängigen Praxis in den Haftanstalten. Im Şakran-Gefängnis seien zudem die Angehörigen der Gefangenen, die zu Haftbesuchen kamen, durch das Gefängnispersonal beleidigt und angegriffen worden.
Zum Schluss ihres Briefes erklären die Gefangenen, dass sie bereit sind, ihren Hungerstreik bis zum Ende fortzuführen: „Ohne dass die Isolation unseres Vorsitzenden (Abdullah Öcalan) ein Ende findet, wird dieser Hungersteik nicht zu Ende gehen, auch wenn wir hier einer nach dem anderen unser Leben lassen müssen. Wir haben diesen Hungerstreik sowohl aufgrund der Annäherung an unseren Vorsitzenden, als auch aufgrund der Haftbedingungen, die man uns als Gefangene aufdrücken will, aufgenommen. Wir folgen den Weg von Kemal [Pir], Hayri [Durmuş] und Bobby Sands. Wir rufen jede Person, die ein Gewissen hat, dazu auf, unsere Aktion zu Unterstützten. Werdet zu unserer Stimme!
Egal welche Opfer wir dafür aufbringen müssen, am Ende wird der freie Wille ein bedeutungs- und würdevolles Leben erschaffen.
Revolutionäre Grüße
Şakran T-Typ Gefängnis Nr.2
1. Gruppe der Hungerstreikenden: Murat Duran, Sinan Ekmekçi, Eren Tekin, Cengiz Doğan, Erhan Erguz, Mustafa Akan, Necdet Kaya und Kasım Özdemir (seit dem 15. Februar)
1. Gruppe der Hungerstreikenden: Mehmet Yavuz, Cahit Ayaz, Mehmet Değirmenci, Ramazan Atabey, Yakup Güneş, M. Adnan Kılıç, Faruk Kara, Şahin Aslan, Zeki Yiğit, Tanju Yıldırım, Cemal Günsel und Mahmut Aba (seit dem 6. April)“
ANF, 17.04.2017, ISKU