Başûr/Südkurdistan – 2012 wurde das Krankenhaus in Binare Kandil eröffnet. Es ist ein ziviles Krankenhaus, das ausschließlich zur Versorgung der Bevölkerung dient. Nach seiner Eröffnung erhielt das Krankenhaus die offizielle Anerkennung durch die Verwaltungsorgane Südkurdistans. Für die Erlangung der offiziellen Anerkennung hat sich vor allem das Gemeindeamt von Binare Kandil eingesetzt. Mit Erlangung der offiziellen Anerkennung erhielt das Krankenhaus eine Ambulance und Medikamente gestellt. Doch seit neun Monaten werden dem Krankenhaus keine Medikamente mehr geliefert. Darüber hinaus will die Demokratische Partei Kurdistan (KDP) dem Krankenhaus auch die offizielle Anerkennung entziehen. Dabei ist gerade hier in Binare Kandil das Krankenhaus dringend notwendig. Die Region ist strukturell benachteiligt. Die Gesundheitsversorgung ansonsten schlecht. Untersuchung, Beratung, Behandlung und notwendige Medikamente sind für die Bevölkerung kostenfrei. Die dort Arbeitenden sind weiblich und erfahren. 62 Dörfer hat Binare Kandil und zum Teil schlecht zu erreichen, die Wege sind lang und beschwerlich. Und immer wieder gibt es auch militärische Übergriffe auf die Dörfer und deren Bevölkerung, Kandil liegt im Dreieck Türkei, Iran, Irak/Südkurdistan. Eine schnelle Versorgung ist in jedem Fall lebensrettend, egal ob für Schwangere, für Kranke oder Verletzte aus der Zivilbevölkerung. Doch es ist nicht nur die Bevölkerung von Binare Kandil selbst, die das Krankenhaus aufsucht. Selbst aus entfernten Orten kommen die Hilfesuchenden, aus Ranya, Rewanduz, Qeladize, Qesre oder Diyana. Die Bevölkerung aus den Städten kommt, weil dort die Medikamente unerschwinglich teuer sind. So teuer, dass sich Arme Medikamente oft nicht leisten können. So kommen sie in der Hoffnung auf Hilfe nach Binare Kandil.
Zu Beginn war das Krankenhaus an einem Tag in der Woche geöffnet. 2009 waren es dann zwei Tage, zuletzt es sogar fünf Tage die Woche, an der Hilfe angeboten werden kann. Das Personal arbeitet auf freiwilliger Basis und unentgeltlich. Die Möglichkeiten sind begrenzt, das ist nicht zu leugnen, doch hier wird alles getan, um zu helfen. Neben der Therapie einiger Erkrankungen werden Krankheits- und Therapieverläufe begleitet. Soweit die Möglichkeiten reichen, werden die Medikamente zur Verfügung gestellt. Operationen können hier nicht durchgeführt werden. Aber alles andere schon. „Nun ist es an jenen denen geholfen wurde, oder die eines Tage Hilfe benötigen, sich für ihr Krankenhaus einzusetzen, damit sie auch morgen noch einen Ort finden können, an dem sie Hilfe erfahren können“, sagt Medya Ayvan, eine der Freiwilligen und bittet alle, sich für den Erhalt des Krankenhauses in Binare Kandil einzusetzen.
ANF, 02.06.2017, ISKU
https://youtu.be/fYS8uuP4qRg