Die bei den Gezi-Protesten vor vier Jahren als „das Mädchen mit dem roten Schal“ bekannt gewordene Ayşe Deniz Karacagil ist im Kampf gegen den IS vor Rakka gefallen.
Ayşe Deniz Karacagil war am 2. Oktober 2013 wegen ihrer Teilnahme an den Gezi-Protesten in Antalya verhaftet worden. Sie kam in Haft, weil sie einen roten Schal getragen hatte. Man beschuldigte sie damit „den Sozialismus symbolisieren“ zu wollen. Es wurde ein Ermittlungsverfahren gegen sie eingeleitet. 4 Monate und 6 Tage später wurde sie unter Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt, zwei Verfahren wegen Teilnahme an den Gezi-Protesten, bei denen insgesamt bis zu 103 Jahren Haft gegen sie gefordert wurden, liefen weiter …
Doch sie hatte schon einen anderen Weg eingeschlagen. Ayşe Deniz Karacagil (Destan Temmuz) war nach Rojava gegangen. Sie kämpfte als Internationalistin in den Reihen des Enternasyonal Özgürlük Taburu, des Internationalen Freiheitsbataillons. Sie fiel am 29. Mai im Kampf gegen den IS vor Rakka.
Keine drei Wochen zuvor, am 10. Mai, war bereits der Kommandant der Vereinten Freiheitskräfte (BÖG) und Internationalist Ulaş Bayraktaroğlu nahe Rakka ums Leben gekommen. Ulaş Bayraktaroğlu war Mitglied der SDP (Sozialistische Demokratie Partei) und einer ihrer Führer. Am 24. September 2010 war er mit dem Vorwurf, Kontakte zur „Devrimci Karargah Örgütü“ genannten Organisation zu haben und mit 8 weiteren in der Türkei verhaftet worden. Nach 11 Monaten Haft kam er am ersten Prozesstag auf freien Fuß; der Prozess dauerte an und endete erst vor einigen Tagen. Fast drei Jahre später, am 15. Juli 2013, wurde Ulaş Bayraktaroğlu bei den Gezi-Protesten am Taksim erneut verhaftet und kam erst am 15. März im Jahr darauf wieder frei. Anschließend schloss er sich dem Freiheitskampf in Rojava an. In Rojava war er einer der Gründer der Devrimci Komünarlar Partisi, einer Partei aus der Türkei stammender Internationalisten und Kommandant deren kämpfender Einheit, der Birleşik Özgürlük Güçleri.
Es gibt viele Worte und Erklärungen verschiedenster Organisationen zum Gedenken an Ayşe Deniz Karacagil und Ulaş Bayraktaroğlu. Doch selten hat jemand mit so einfachen Worten beschrieben, welch großen Beitrag die InternationalistInnen für die Revolution in Rojava spielten und spielen wie Mustafa Karasu. In seiner Erklärung heißt es: „In der von der PKK geführten Revolution in Kurdistan, deren Seele Haki (Haki Karer) und Kemal (Kemal Pir) sind, sagte Abdullah Öcalan einmal über beide: ‚Sie sind meine unterschwellige Seele‘.
Paramaz Kızılbaş (der Internationalist Suphi Nejat Ağırnaslı, genannt Paramaz Kızılbaş fiel 2014 im Kampf gegen den IS am Hügel von Miştenur in Kobanê) und Ulaş Bayraktaroğlu sind zur Seele der Revolution von Rojava geworden. Es sind die unzähligen internationalistischen RevolutionärInnen die (für die Revolution in Rojava) ihr Leben gegeben haben. In der Seele der Revolution von Rojava sind unzählige Persönlichkeiten sozialistischer RevolutionärInnen vereint. Sie stammen aus der ganzen Welt, aus England, aus Australien, aus dem Kongo, aus den USA, Kanada … Es ist nicht mehr möglich, die revolutionäre Linie in Rojava von der Seele und Linie dieser RevolutionärInnen zu trennen. Diese sozialistischen RevolutionärInnen sind die Garanten und Verteidiger des demokratischen sozialistischen Charakters, der Revolutionen in Rojava und der demokratischen Revolution Nordsyriens. Die Revolution in Rojava reifte und entwickelte sich auf der Linie des Internationalismus dieser RevolutionärInnen. Der 1. November, der Internationale Tag für Kobanê hat den Geist der Revolution in Rojava in ungeahntem Ausmaß internationalistisch werden lassen. Es sind der 1. November, der Internationale Tag für Kobanê sowie die Bemühungen, das Leben und das Blut der InternationalistInnen, die sowohl den Widerstand von Kobanê als auch die Revolution in Rojava und die demokratische Revolution in Nordsyrien zum Erfolg tragen. Dieser Realität kann niemand mehr etwas entgegen setzen, diesen Geist kann niemand mehr zerstören. Deshalb haben wir diesen RevolutionärInnen viel zu verdanken. Die Aufgabe der RevolutionärInnen, die Aufgabe der Völker der Türkei, die Aufgabe der Völker von Rojava und von Nordsyrien wird es sein, auf dem Weg dieser RevolutionärInnen voranzugehen und die Revolution zum Sieg zu führen.
Ulaş Bayraktaroğlu und alle gefallenen internationalistischen RevolutionärInnen werden in den Revolutionen in Kurdistan, in der Türkei und im Nahen Osten weiter leben, ihre Fahne, die Fahne der Linie der vereinten Revolution wird in der demokratischen Revolution der Türkei, Kurdistans und im Nahen Osten gehisst werden.“
aus: Yeni Özgür Politika, Cumhuryet, Bianet, 02.06.2017, ISKU